Hoch hinaus – Karriere zwischen Sprungschanze und Studium
Der 30-jährige Luzerner Gregor Deschwanden steht mitten in seiner Sportkarriere als Skispringer. Im Interview erklärt er, wie er Sport und Studium verbindet und was er im Olympiajahr erreichen möchte.
(Quelle: Swiss-Ski/Stephan Bögli)
Herr Deschwanden, die Wettkampfsaison ist nun abgeschlossen. Wie viel Zeit verbringen Sie während der Saison auf der Sprungschanze?
Auf der Schanze selbst bin ich drei Mal. Am Freitag für das Training und die Qualifikation, Samstag sowie am Sonntag für die beiden Wettkämpfe. Somit macht das Springen auf der Schanze nur etwa 8 Stunden in der Woche aus. Die Vorbereitung und das Krafttraining machen den grösseren Zeitanteil aus.
Was sind momentan Ihre grössten Herausforderungen?
Die sportliche Herausforderung besteht darin ein gutes Mittelmass zwischen Training und Erholung zu finden. Weiter möchte ich mich natürlich auch während der Saison technisch verbessern und dafür arbeite ich im Winter im Kraftraum mit meinen Trainern am Finetuning für die folgenden Wettkämpfe.
Und im Studium?
Im Studium ist meine Herausforderung, dass ich auf dem Laufenden bleibe und die wichtigsten Eckdaten der Lektionen auf meinem Radar habe. Für mich ist das Studium wichtig, um aus dem Sportalltag für ein paar Stunden auszubrechen und meinen Horizont zu erweitern.
Spitzensport und Studium. Wie schaffen Sie es beides zu kombinieren?
Gute Planung und Mut zur Lücke sind sicher gute Stichwörter. Auch wenn man mal nicht alles versteht, sportlich heranzugehen und einfach zu performen. Mit Andreas Küttel (Anm. d. Redaktion: ehemaliger Schweizer Skispringer und Sportwissenschaftler) habe ich auch gute Unterstützung erhalten – er hat mir hilfreiche Tipps fürs Studium gegeben.
«Für mich ist das Studium wichtig, um aus dem Sportalltag für ein paar Stunden auszubrechen und meinen Horizont zu erweitern.»
Wie planen Sie sich das Lernen während der Wettkampfsaison ein?
Wenn ich unterwegs bin nehme ich meist etwas zum Lernen mit, nicht viel, damit ich zumindest das mache, was ich mir vornehme. Das Positive an der FFHS ist ja, dass viele Lernmaterialien auf der Online-Plattform sind, so habe ich immer darauf Zugriff.
Stichwort online. Wie haben Sie die Onlineprüfungen während Corona erlebt?
Die Prüfungen haben sehr gut geklappt, obwohl ich zuvor sehr nervös war. Die Sorge, dass die Technik nicht funktioniert war eigentlich viel grösser als die Prüfungen zu schreiben. Aber nur bei einer Prüfung, als es um Berechnungen im SPSS-Tool ging, war mein PC etwas überfordert – auch dies hat schlussendlich gut funktioniert.
«Gute Planung und Mut zur Lücke»
Wie verbringen Sie Ihre Freizeit, um einen Ausgleich zu Sport und Studium zu finden?
Ich bin ein Reisemensch. In meinen Ferien reise ich gerne und besuche Städte zusammen mit meiner Freundin. Im Sport reist man oft von Hotel zu Hotel und sieht das jeweilige Land gar nicht richtig. Deshalb reise ich jeweils gerne nochmals an diese Orte und lerne die Kultur und Umgebung dort kennen.
Empfehlen Sie anderen Sportlern ein Studium an der FFHS?
Ja, ich würde das Studium allen Sportlern empfehlen. Die Online-Lernplattform ermöglicht es, dass man von überall her auf die Daten zugreifen kann, was sehr praktisch ist, weil man als Sportler meist viel unterwegs ist. Auch die Möglichkeit, das Studium hybrid oder komplett online zu absolvieren ist sicher ein Pluspunkt. Es gibt sicher Fächer, die für mich online nicht gleich gut funktionieren, beispielsweise Mathematik. Aber insgesamt ist es schon eine grosse Zeitersparnis, nicht hinfahren zu müssen und eine gute Alternative, wenn ich im Ausland bin.
Welchen Tipp habe Sie für künftige Studierende?
Wenn man es sich einrichten kann, jeden Tag kurze Lernsequenzen einzuplanen wäre es sicher ideal. Ich habe dies zwar nicht so gehandhabt, aber ich denke, dass Planung sehr wichtig ist. Anfangs Semester merkt man, welche Fächer komplexer oder zeitintensiver sind und für diese sollte man sich mehr Zeit einplanen. Das hat bei mir gut funktioniert, die schwierigen Fächer als Priorität zu setzen.
Würden Sie im Nachhinein etwas anders machen im Studium?
Nein, eigentlich nicht. Ich habe alles so eingerichtet, dass ich im Sport sowie im Studium 100% Einsatz geben konnte. Das hat soweit gut geklappt.
Haben Sie bereits Pläne für nach der Sportkarriere oder nach dem Studium?
Für die Sportkarriere ist die nächste Olympiade sicher mein grosses Ziel. Danach werde ich weitersehen. Das Studium wird voraussichtlich auch knapp danach zu Ende sein, falls ich es schaffe, im Olympiajahr, alles zu erledigen. Ich bleibe einfach dran wie bisher. Das Studium ist ja sehr breitgefächert und es gibt nicht DEN Job für den Betriebsökonomen. Das heisst aber auch für mich, dass sich viele Möglichkeiten bieten, wo ich mich spezialisieren kann.
Weitere Informationen
- 35. Business Breakfast: Digitalisierung im Sport
- BSc Betriebsökonomie
- BSc Betriebsökonomie Sportmanagement