14.07.2021

«Die Inspiration zum Studium kam von Genoni»

Der 22-jährige Tobias Geisser ist Eishockeyprofi und einer der ersten Studierenden, die das Studium an der FFHS ganz online absolvieren. Er studiert im zweiten Semester Betriebsökonomie und teilt hier die Erfahrungen, die er in der Onlineklasse gemacht hat.

Ich studiere seit Herbst 2020 Betriebsökonomie in der Onlineklasse. Zuvor hatte ich mich, nach Abschluss der Sportmittelschule in Engelberg, drei Jahre voll aufs Eishockey konzentriert. Nach dem zweiten oder dritten Jahr merkte ich, dass ich neben dem Sport noch Kapazität für eine weitere Herausforderung hatte. Die Inspiration, parallel zur Sportkarriere ein Studium aufzunehmen, kam von Leonardo Genoni, mit dem ich zusammen beim EV Zug spiele. Genoni hat mir von seinen Erfahrungen im Studium erzählt und gezeigt, dass es möglich ist, das Studium rund um die Matches und Trainings herum zu planen. Ich habe mich dann auf der Webseite der FFHS informiert und war vom Studienmodell sofort überzeugt.

Lernen nach eigenem Gusto

Zuerst habe ich es als ein Experiment betrachtet, mit dem Studium zu beginnen und liess mir die Option frei, dieses allenfalls zu unterbrechen. Doch es klappt gut und ich habe für mich passende Lernstrategien gefunden. Von der Sportmittelschule her war ich mir schon gewohnt, selbstständig zu lernen, da ich wegen der Spiele nicht immer am Unterricht teilnehmen konnte. Im Studium an der FFHS ist es praktisch, dass wir eine Lernplattform haben, die uns den Takt vorgibt: Pro Modul gibt es fünf Blöcke, die jeweils Aufgaben zur Vorbereitung, zum Unterricht sowie zur Nachbereitung beinhalten. Innerhalb dieser Vorgaben bestimme ich selbst, wann ich lerne und in welchem Tempo. Wenn mir eine Aufgabe leichtfällt, muss ich dafür nur wenig Zeit aufwenden. Umgekehrt kann ich bei komplexeren Inhalten mehr investieren und zum Beispiel auf Youtube nach guten Erklärvideos suchen.

«Ich habe meine Mitstudierenden und die Dozierenden noch nie live getroffen, jedoch hat die Kommunikation über die technischen Hilfsmittel immer gut funktioniert.»

Aktiver Austausch in der Onlineklasse

Den Unterricht und die Aufgaben kann ich meist gut rund um meinen Spielplan organisieren. Falls es einmal doch nicht möglich ist, am Unterricht teilzunehmen, kann ich für eine Aufzeichnung anfragen. Der Unterricht findet jeweils montagabends statt und vertieft das Gelernte aus dem Selbststudium. Dabei bietet sich die Gelegenheit, den Dozierenden Fragen zu stellen. Sie bringen viele Beispiele aus der Praxis mit und gestalten den Unterricht interaktiv. Auch die technischen Möglichkeiten schöpfen sie aus und bieten in Breakout-Sessions die Möglichkeit, mit anderen Studierenden zusammenzuarbeiten.

Ich habe meine Mitstudierenden und die Dozierenden noch nie live getroffen, jedoch hat die Kommunikation über die technischen Hilfsmittel immer gut funktioniert. Sicher wäre es schön, sich vor Ort kennenzulernen und auch mal über private Dinge zu sprechen, aber mir persönlich fehlt der Austausch nicht. Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich einen Mannschaftssport ausübe und den persönlichen Kontakt mit meinen Teamkollegen pflegen kann.

Eiszeit – mentale Herausforderungen

Als Team mussten wir mehrmals in Quarantäne, was mental anstrengend war. Mit unserem neuen Trainingszentrum war es aber möglich, dass wir weiter nach genauen Zeitplänen einzeln trainieren konnten. Ausserhalb der Quarantänezeiten gibt es wenige Restriktionen, wir trainieren weiterhin auf dem Eis und bereiten uns auf bevorstehende Matches vor. So kann ich als Leihspieler beim EVZ wichtige Eiszeit sammeln. Wenn meine Spielsaison zu Ende ist und der Präsenzunterricht wieder stattfinden kann, könnte ich mir gut vorstellen, den Unterricht auch mal vor Ort zu besuchen.

Für mich geht das Lernen online sehr gut und spart viel Zeit, da ich nicht zu einem Campus fahren muss. Ich kann stattdessen gemütlich zuhause mit einer Tasse Kaffee am Unterricht teilnehmen. Auch die Onlineprüfungen haben super funktioniert. Zuerst war ich nervös, ob technisch alles klappt. Bei einer Englischprüfung, die auf Papier geschrieben wurde, hatte ich erst etwas falsch gemacht, konnte die Prüfung aber doch noch einreichen. Theoretisch kann ich das Studium und die Prüfungen von überall auf der Welt absolvieren – dies ist ein grosser Vorteil der Onlineklasse. So kann ich mein Ziel, wieder in Amerika bei der NHL zu spielen, wo ich unter Vertrag stehe, nämlich weiterhin verfolgen.

Der Text wurde im März verfasst. Ab dem Herbstsemester 2021 wechselt Tobias Geisser in den neuen Studiengang BSc Betriebsökonomie Sportmanagement. Und ab der kommenden Saison wird der Eishockeyprofi in der amerikanischen NHL bei den Washington Capitals spielen.

Studieren in der Onlineklasse

Schon vor der Corona-Pandemie hat die FFHS das Pilotprojekt «Onlineklasse» im Bachelor-Studium Betriebsökonomie gestartet. Ziel dieses Vorhabens: Interessierten, die aus beruflichen oder familiären Gründen oder wegen ihres dezentralen Wohnorts nicht zum Unterricht reisen könnten, ein Studium zu ermöglichen. Auch Personen, die oft unterwegs sind, wie beispielsweise Spitzensportler, kommt dieses Studienmodell zugute. Dabei entspricht das Prinzip dem etablierten Blended Learning-Modell mit 80% Selbststudium und 20% Präsenzunterricht, wobei Letzterer mit Onlinepräsenz ersetzt wird.