Lia Wälti – London calling
Die Profi-Fussballspielerin Lia Wälti gehört zu den ersten, die an der FFHS Betriebsökonomie Sportmanagement studieren. Ihr Studium absolviert sie online in London, wo sie bei Arsenal Women FC unter Vertrag steht. Die Emmentalerin erzählt, was die Unterschiede im Schweizer und im Englischen, im Männer- und Frauen-Fussball sind, und wie ihr Studium aus der Ferne läuft.
Übernimmt Verantwortung. Lia Wälti, hier als Kapitänin der Schweizer Frauen-Nati. (Foto zvg)
Sie spielen seit 2018 bei Arsenal. Sind Sie damit schon ans «Ziel Ihrer Träume» gelangt?
Jein. Mein Ziel war es immer, im Ausland zu spielen, gesund zu bleiben und in einem Team zu spielen, in dem ich von Top-Spielerinnen umgeben bin. Ich habe ein Team von Weltklassespielerinnen um mich, kann als Spielerin wachsen und meinen Teil dazu beitragen, dass mein Team erfolgreich ist. Von daher kann man sagen, dass ich dort angelangt bin, wo ich es mir erträumt habe. Aber ich habe zum Beispiel noch nie einen Cup und noch nie die Champions League gewonnen. Das sind Ziele, die ich mit meinem Dreamteam bei Arsenal noch erreichen möchte.
Wie war das für Sie, als Sie erfahren haben, dass Sie bei Arsenal unter Vertrag genommen werden?
Als mein Vertrag in Potsdam ausgelaufen ist, hat sich mein Berater umgehört, in welchem Verein es Mittelfeldspielerinnen braucht, und dabei ist Arsenal ins Spiel gekommen. Es war ein unglaubliches Gefühl, als ich die Unterschrift unter den Vertrag gesetzt hatte. Für einen Weltverein zu spielen und dessen Wappen auf der Brust zu tragen, ist für mich ein Traum. Ich bin sehr stolz, dass ich jetzt schon seit drei Jahren bei Arsenal spielen darf. Ich hoffe, dass wir den Verein wieder dorthin bringen, wo er hingehört im Frauenfussball, nämlich an die Spitze Englands. Ich wünsche mir, dass wir regelmässig Titel gewinnen können und dass wir in der Champions League ganz vorne mitspielen.
Wie sind Sie eigentlich Fussballerin geworden?
Ich war damals etwa sieben Jahre alt, als im Schulsport eine Fussballwoche angeboten wurde. Viele meiner Schulfreundinnen und –freunde gingen hin und da wollte ich natürlich auch mitmachen. Dies hat mir sehr viel Spass gemacht. Gleichzeitig war mein Vater Trainer des Frauenteams in Langnau. Da bin ich regelmässig auf den Fussballplatz mitgegangen, habe zugeschaut und dann später auch mittrainiert. So hat alles angefangen.
«Egal ob Männer- oder Frauenfussball: Der Fussball hat in England einen viel höheren Stellenwert als in der Schweiz»
Wie erleben Sie die Akzeptanz des Frauenfussballs? Gibt es diesbezüglich Unterschiede in England und in der Schweiz?
Ja, da gibt es wirklich grosse Unterschiede. Generell hat der Fussball, egal ob Männer- oder Frauenfussball, in England einen viel höheren Stellenwert als in der Schweiz. Das sieht man an den vielen Traditionsvereinen, die England hat, an den vielen Zuschauern, die jedes Wochenende in jedem Stadion Matches schauen gehen oder an der Treue der Fans. Der wichtigste Unterschied ist sicher auch, dass es in England eine professionelle Liga gibt, wo die Spielerinnen Geld verdienen können und kein zweites Standbein während der Karriere benötigen. In der Schweiz ist es nicht möglich, als Frau Vollzeit Fussball spielen zu können.
Was sind die Unterschiede zum Männerfussball?
Dies war über Jahre hinweg immer die erste Frage, die uns gestellt wurde. Es gibt natürlich viele Unterschiede, wie es sie auch beim Männer- oder Frauentennis gibt. Der absolut grösste Unterschied ist jedoch der Lohn. Aufs Spiel bezogen, taktisch und technisch, haben Frauen dieselben Fähigkeiten, physisch gibt es natürlich andere Leistungsgrenzen als bei Männern.
Wie sieht Ihr Trainingsalltag aus?
Wir sind jeden Tag, ausser donnerstags, von 09.00 bis 16.00 Uhr auf dem Trainingsgelände. Dort starten wir mit Frühstück, danach folgt Matchanalyse und nachher Training auf dem Platz. Nach dem Mittagessen haben wir eine Gym-Session und manchmal nochmals ein Meeting. Am Wochenende haben wir meistens ein Spiel, während den Champions-League-Wochen zusätzlich noch mittwochs.
Können Sie sich in Ihrem Terminkalender nebst Training, Matches, Reisen etc. regelmässig Zeit fürs Studium reservieren?
Ich lerne generell abends am besten. Dadurch, dass ich ab 16 Uhr meist zuhause bin, passt dies sehr gut. Wenn wir viel unterwegs sind, ist es etwas schwieriger, aber ich versuche mir die Zeit so einzuteilen, dass ich vorarbeite, wenn wir nur ein Spiel haben. Es ist sicher ein Kunststück, alles unter einen Hut zu bringen, aber ich glaube, mit dem richtigen Zeitmanagement bringt man alles hin.
Was hat Sie überzeugt, sich für den neu lancierten Studiengang Betriebsökonomie Sportmanagement anzumelden?
Was mich als erstes motiviert hat, war mein Alter (28). Ich hatte mich nach Angeboten in der Schweiz informiert und bin dann auf die FFHS und den Studiengang Betriebsökonomie und Sportmanagement gestossen. Für mich ist dies die ideale Kombination und eine gute Grundausbildung, die mir viele Möglichkeiten offenlässt. Natürlich ist ein grosser Pluspunkt, dass ich online studieren kann. So ist es mir möglich, egal in welchem Land ich gerade bin oder ob ich den Verein wechsle, mir in den nächsten vier Jahren ein zweites Standbein aufzubauen.
Wie erleben Sie das Studium?
Bis jetzt erlebe ich das Studium sehr positiv und spannend. Ich glaube, ich gehe das Lernen ganz anders an, als vor acht oder neun Jahren in meinen letzten Ausbildungen. Dies, weil ich ein genaueres Ziel vor Augen habe. Ich freue mich eigentlich meistens auf den Unterricht am Montagabend, um neue Inputs zu erhalten, nicht immer an den Fussball zu denken und über den Tellerrand hinauszublicken und Neues zu lernen. Es ist sicher nicht einfach, aber ich glaube, der Aufwand wird sich lohnen.
Sind die meisten Studierenden in Ihrer Klasse ebenfalls Athletinnen und Athleten?
Die meisten sind auch Sportler aus Fussball und Eishockey. Wir alle machen aus demselben Grund beruflich den nächsten Schritt und es ist extrem spannend und motivierend, zu sehen, wie auch andere Sportler am selben Ziel dran sind. Ich habe grossen Respekt vor den Eishockeyspielern, die zwei bis drei Spiele pro Woche haben.
Für diese Frage ist es wohl noch etwas früh: Aber haben Sie sich schon Gedanken gemacht, wo Sie sich nach Ihrer Sportkarriere sehen?
Was ich bereits weiss, ist, dass ich mich in irgendeiner Form in einer Führungsposition sehe, weil dies meinem Naturell entspricht. Ich organisiere gerne, übernehme sehr gerne Verantwortung und treibe Dinge voran. Ob dies im Fussball oder ganz in einem anderen Bereich sein wird, weiss ich noch nicht genau. Ich denke, das Studium bietet mir eine sehr gute Grundlage für Vieles.
Wer sollte sich nach Ihrer bisherigen Einschätzung für ein Studium in Betriebsökonomie mit Studienrichtung Sportmanagement anmelden?
Das Studium ist besonders für Sportlerinnen und Sportler, die im Ausland tätig sind, extrem attraktiv, da sie in der Onlineklasse aus der Distanz einen Studiengang abschliessen können. Wenn man daran interessiert ist, beispielsweise in einem Sportverband, im Marketing oder Eventmanagement zu arbeiten, ist es eine coole Möglichkeit. Das Studium dauert etwas länger, aber dadurch kann man den Fokus ganz auf den Sport legen.
Weiterführende Links
- Betriebsökonomie Sportmanagement
- Advisory Board Sportmanagement