Tierische Unterstützung im Unterricht
Studieren trotz einer psychischen Erkrankung. Dies ist möglich – mit der richtigen Unterstützung. Bei Anna Dillier tragen die Hündin Mila und das flexible Studienmodell der FFHS dazu bei, dass sie den Bachelor-Studiengang Wirtschaftsinformatik besuchen kann.
Die Shi-Tzu-Hündin Mila als treue Begleitung im Unterricht
Anna Dillier ist 26 Jahre alt, hat das KV mit Berufsmatura absolviert und arbeitet zu 50 Prozent beim Kanton Luzern. Gleichzeitig studiert sie im fünften Semester an der FFHS Wirtschaftsinformatik – zusammen mit ihrer Hündin Mila, ebenfalls eine «fleissige Studentin» in der Ausbildung zur Assistenzhündin. Als solche hat die Hündin auch Zugang zum Vor-Ort-Unterricht der FFHS und nimmt als stille Begleiterin teil.
Auf den Hund gekommen
Als Anna Dillier vor ein paar Jahren aufgrund einer psychischen Erkrankung in der Klinik war, bemerkte sie, dass ihr der Kontakt mit Tieren guttat. Mit den Hunden konnte sie immer eine Verbindung aufbauen – auch als sie unter schweren Depressionen litt. Dillier entschied sich, einen eigenen Hund anzuschaffen; ein ruhiger sollte es sein, den sie überallhin mitnehmen konnte. Sie wurde in der Shi-Tzu-Hündin Mila fündig und meldete diese zur Assistenzhundeausbildung an. Nach bestandener Zulassungsprüfung liess Dillier Mila in der Hundeschule «Swisshelpdogs» ausbilden. Swisshelpdogs setzt sich mit der Ausbildung und Vermittlung von Assistenzhunden dafür ein, dass Menschen mit einer physischen oder psychischen Beeinträchtigung unabhängig von menschlicher Hilfe eine Unterstützung im Alltag erhalten.
Mit Unterstützung geht es besser
Mit Mila als Assistenzhund waren für Anna Dillier die Barrieren eines Studiums besser überwindbar. Ihr erstes Studium startete sie als Vollzeit-Studium an der Berner Fachhochschule. Mit der langen Anreise aus ihrem Wohnort im Emmental wurde dies aber zu anstrengend. Deshalb suchte sie nach einer anderen Hochschule und kam auf die FFHS. Mit einem ärztlichen Zeugnis fragte Anna Dillier bei der Studiengangsleitung an, ob sie den Hund in den Präsenzunterricht mitnehmen dürfe. «Ich bin der FFHS sehr dankbar, dass dieser sogenannte Nachteilsausgleich so rasch und unkompliziert gewährt wurde, auch seitens der Gebäudeverwaltung», so Dillier. Aufgrund ihrer Grösse fiel die Hündin im Unterricht zuerst auch gar nicht auf. Erst in der Pause bemerkten die Mitstudierenden die kleine Assistentin. Auch einige Dozierende reagierten überrascht, aber durchaus positiv.
Kleiner Hund – grosse Wirkung
Obwohl sich ihr Gesundheitszustand stabilisiert hat und es Dillier inzwischen viel besser geht, lösen einige Alltagssituationen verstärkten Stress bei ihr aus. So stellt auch ein Unterrichtstag mit Anreise im Zug, vielen Menschen und Eindrücken eine grosse Belastung dar. In solchen Situationen hilft die Assistenzhündin, indem sie sich in den öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Schoss von Frau Dillier setzt. Auch das so genannte «Blocken» ist hilfreich, dabei setzt sich die Hündin zwischen Frau Diller und die anderen Menschen, um Abstand sicherzustellen. Daneben beherrscht Mila noch weitere Kompetenzen eines Assistenzhundes und gehorcht aufs Wort. Beispielsweise schleckt die Hündin auf Befehl «Mila – kiss» die Hand ihrer Besitzerin, wenn sie sich gestresst fühlt. Mit ihrer feinen Spürnase bemerkt sie solche Situationen aber auch instinktiv. «Man ist sich auch unter Experten uneinig, inwiefern diese Fähigkeiten bereits angeboren sind oder antrainierbar sind», so Anna Dillier. Wie dem auch sei, die beiden sind ein eingespieltes Team.
Das passende Studium
Das Studium in Wirtschaftsinformatik ist für Anna Dillier der passende Weg, um später im Informatikbereich Fuss zu fassen. «Ich glaube, wenn es die FFHS nicht gäbe, würde ich kein Studium machen», so Dillier. Nebst der Möglichkeit, den Hund mit in den Unterricht zu nehmen, schätzt sie nämlich auch die Flexibilität, den grössten Teil des Studiums selbstständig von zuhause aus absolvieren zu können – in der Coronazeit sogar das ganze Studium inklusive Prüfungen.
Dies entlastete die junge Frau ungemein. Auch die Tatsache, dass Dillier in ihrem Job seit 2020 von zuhause aus arbeiten kann, gibt ihr viel Ruhe und Stabilität zurück.
«Wenn es die FFHS nicht gäbe, würde ich kein Studium machen»
In der Zwischenzeit hat Frau Dillier die Kennzeichnung für die Hündin wieder abgegeben – weil es ihr besser geht und weil zusätzliche Prüfungen für den Erhalt des Assistenzhunde-Status’ nötig wären. Auch für das weitere Studium, das nach Corona wieder vor Ort stattfindet, ist Anna Dillier optimistisch. Dass die Klassen an der FFHS klein sind, kommt ihr entgegen. Und sonst ist Mila immer noch zur Stelle – nicht mehr als offizielle Assistenzhündin, aber als treue Begleiterin.