07/16/2024

«Gemeinsam genutzte, selbstfahrende Autos werden das Reiseverhalten revolutionieren»

Shared Autonomous Vehicles (SAVs) könnten eine Lösung für die Zukunft sein, um der zunehmenden Verkehrsdichte entgegenzuwirken. Doch wie sieht die Akzeptanz für dieses Konzept unter zukünftigen Pendlern in der Schweiz aus und inwiefern sind sie bereit, dafür zu zahlen? Dies untersuchte Alessandro Oliva im Rahmen seiner Bachelorarbeit in Wirtschaftsingenieurwesen.

Herr Oliva, Sie untersuchten das Potenzial von Shared Autonomous Vehicles (SAVs) als innovative Mobilitätslösung. Können Sie die Idee erläutern?
SAVs sind selbstfahrende führerlose Fahrzeuge, die von mehreren Nutzern geteilt werden können. Diese Fahrzeuge können per Smartphone-App bestellt und für die gewünschte Strecke genutzt werden. SAVs sollen das Reiseverhalten der Menschen revolutionieren, indem sie eine flexible, kostengünstige und sichere Alternative zum eigenen Auto bieten. Sie haben das Potenzial, die Verkehrssicherheit zu erhöhen, indem sie menschliche Fehler reduzieren und die Anzahl der Verkehrsunfälle senken. Zudem könnten SAVs helfen, die Verkehrsdichte zu verringern, indem sie effizienter genutzt werden als private Fahrzeuge und dadurch die Anzahl der Fahrzeuge auf den Strassen reduzieren.

Stichwort Verkehrsdichte: Wie zeigt sich die Situation heute in der Schweiz und welche Entwicklung steht noch bevor?
Die Verkehrsdichte auf den Schweizer Strassen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Seit dem Jahr 2000 ist die Anzahl der Fahrzeuge um 39 Prozent gestiegen, was zu längeren Stauzeiten und erhöhtem Verkehrsaufkommen führt. Besonders in städtischen Gebieten wie aber auch auf den Nationalstrassen zeigt sich die Situation durch häufige Staus und überlastete Strassen. Diese Entwicklung wird voraussichtlich weiter zunehmen, da die Bevölkerungsdichte und der Individualverkehr weiterhin steigen. Zukünftig ist mit noch mehr Verkehr und längeren Stauzeiten zu rechnen, was die Notwendigkeit innovativer Mobilitätslösungen wie SAVs unterstreicht.

Die vorhandene Strasseninfrastruktur gerät an ihre Grenzen. Wie viel Spielraum bleibt, um das Netz weiter auszubauen?
Der Ausbau der Strasseninfrastruktur in der Schweiz ist stark begrenzt. Dies liegt zum einen an den begrenzten Platzverhältnissen, insbesondere in dicht besiedelten Gebieten, und zum anderen an den häufigen Einsprachen der Bevölkerung gegen neue Bauprojekte. Zudem sind die finanziellen Mittel begrenzt, was den Spielraum für Erweiterungen weiter einschränkt. Aus diesem Grund setzt das Bundesamt für Strassen (ASTRA) auf alternative Lösungen wie beispielsweise ein Pannenstreifenumnutzungssystem (PUN) oder eine Geschwindigkeitsharmonisierung und Gefahrenwarnung (GHGW). Mit diesen alternativen Lösungen wird versucht die bestehende Infrastruktur möglichst effizient zu betreiben.

Sie haben eine Befragung unter Studierenden zu den SAVs durchgeführt. Diese gelten demnach als Pendler der Zukunft und würden diese Mobilitätslösung in Anspruch nehmen. Wie sieht es mit der Zahlungsbereitschaft dazu aus?
Die Untersuchung ergab, dass zukünftige Pendler in der Schweiz eine generell positive Einstellung gegenüber SAVs haben. Die Zahlungsbereitschaft für SAVs ist im Vergleich zu konventionellen öffentlichen Verkehrsmitteln höher. Dies deutet darauf hin, dass die befragten Studierenden bereit sind, mehr Geld für die Nutzung von SAVs auszugeben, da sie den zusätzlichen Komfort und Nutzen der Technologie schätzen. Trotz der positiven Einstellung und der erhöhten Zahlungsbereitschaft zeigt die Studie, dass es noch weitere Einflussfaktoren gibt, die die tatsächliche Zahlungsbereitschaft beeinflussen könnten. Die erhobene Zahlungsbereitschaft basiert auf hypothetischen Szenarien, was zu Verzerrungen führen kann. Daher ist es wichtig, diese Ergebnisse mit Vorsicht zu interpretieren und in weiteren Studien zu validieren.