22. FFHS-Business Breakfast: Zukunftsszenarien mit Blockchain
Am 28. März 2019 diskutierten Arno Pernthaler (Swisscom), Fabio Tomaschett (Bank Frick & Co AG) und Bora Altuncevahir Blockchain. Klar wurde: Die Blockchain hat grosses Potenzial. Allerdings – so viel wurde ebenfalls deutlich – ein Allheilmittel ist die Krypto-Technologie nicht.
Chancen von Blockchain
Wie jede Technologie bietet Blockchain – wenn richtig eingesetzt -- eine Reihe von Vorteilen, erklärt FFHS Dozent und Blockchain-Experte Bora Altuncevahir am Business Breakfast:
- Dank Smart Contracts können Prozesse optimiert werden: Beispiel Flugausfallversicherung. Ereignisse (Flugausfall) und Konsequenzen (Rückerstattung) können auf der Blockchain in Smart Contracts abgebildet werden. Durch die Automatisierung der Entschädigungsabwicklung sparen Airlines Geld.
- Tiefere Transaktionskosten, Effizienz und Transparenz sind Folgen von Smart Contracts.
- Digitale Identität. Beispiel: Auf diamonds.everledger.io wird die digitale Identität von Diamanten gespeichert. Kunden haben den Vorteil: Echtheitsprüfung fällt wesentlich leichter.
Denken in Ökosystemen
Gleichzeitig, darin sind sich Arno Pernthaler, Fabio Tomaschett und Bora Altuncevahir einig, reichen die der Blockchain inhärenten Vorteile nicht, damit sich die Technologie durchsetzt.
Fabio Tomaschett von der Bank Frick erzählte von den juristischen Rahmenbedingungen, die den oft Technologie-getriebenen Blockchain-Start-ups am Anfang gerne zum Verhängnis werden. Bei diesen Fragen habe man gelernt, die Gründer zu coachen. «In unserem bereits gut funktionierenden Markt muss die Blockchain aber mehr leisten, als bereits funktionierende Lösungen. Nur wenn ein Blockchain-Projekt Mehrwert bietet, hat es eine Chance», erklärte Tomaschett.
Arno Pernthaler von der Swisscom pflichtete bei und fügte hinzu: «Als ICT-Anbieter sorgen wir dafür, dass die technologische Basis gegeben ist.» Allerdings sei dies nur in Kollaboration mit diversen Partnern möglich.
Partnerschaften, Akteure und diverse Persepektiven prägten auch die Sicht von Bora Altuncevahir. Er plädierte für eine ganzheitliche Sicht auf Blockchain-Initiativen: «Man muss in diesen Projekten die Perspektiven von Initianten, Akteuren, Partnern und Usern miteinbeziehen.» Ohne diese Betrachtungsweise auf Ökosystem-Ebene hätten Projekte oft keine Zukunft. Er brachte das erforderliche Systemdenken sehr plakativ auf den Punkt: «Eine Glühbirne vor 1000 Jahren wäre zwar auch revolutionär gewesen. Aber ohne passendes Ökosystem, also ohne Elektrizität, hätte sie sich nicht durchsetzen können.»
Zukunftsszenarien
Die Redner am Business Breakfast Blockchain zeigten auf, dass sich in kurzer Zeit viel getan hat im Blockchain Space. Sie waren aber auch sicher, dass sich die Branche rapid weiterentwickeln wird.
- Kinderkrankheiten ausgeräumt: Performance und der Energiehunger mancher Blockchains wurden mehrfach als mögliche Stolpersteine genannt. Diese Punkte müssen gelöst werden, wenn Blockchain sich längerfristig als Technologie behaupten soll.
- Mehr zentralisierete Blockchains: Klar erkennbar war der Trend weg von der vollkommen dezentralisierten Blockchain hin zu (ganz oder teilweise) von einem zentralen Akteur verwalteten Blockchain. Dadurch sollen Probleme wie Authentifizierung und Schutz sensibler Daten besser möglich werden.
- Equity und Utility Tokens: Klar erkennbar war, dass immer mehr Blockchain-Projekte konkrete Gegenwerte hinter ihre Tokens stellen (vergleichbar mit traditionellen Währungen, die sich mit physischen Gegenwerten wie Gold oder Rohstoffen absichern). So repräsentieren Equity Tokens Unternehmensanteile und Utility Tokens garantieren eine Dienstleistung.
- Regulierung nimmt zu: Vorbei sind die Zeiten, als die Kryptobranche im wilden Westen juristischer Grauzonen operieren konnte. Sowohl in Liechtenstein als auch in der Schweiz stehen Blockchain-Gesetze vor der Einführung. Richtlinien wie die Guidelines der Finma zeigen auf, wo die Reise in Punkto Regulierung hingeht.
Kontakt
Das Institut für Management & Innovation (IMI)
Dr. Hagen Worch
FFHS Business Breakfast
Anja Bouron, Corporate Relation