MINT-Fachkräfte im Fokus – zwei Porträts von Frauen der FFHS
Die Schweizerische Vereinigung der Ingenieurinnen (SVIN) präsentiert in der Sommerausgabe ihres Newsmagazins gleich zwei Frauen der FFHS: Die Studentin Wirtschaftsingenieurwesen, Jorinde Solveig Müller, und die Studiengangsleiterin BSc Ernährung und Diätetik, Jacqueline Javor Qvortrup. Sie erzählen, wie sie den Berufs- bzw. Studienalltag im naturwissenschaftlich-technischen Umfeld erleben.
- Beispiel von Studienfächern, die typisch für Deine Studienrichtung sind:
Pro Semester gibt es jeweils vier Module, davon sind zwei wirtschaftliche Fächer und zwei technische Fächer. Folgende Module sind typisch: Strategisches Management, Konstruktion, Ingenieurinformatik, Wirtschaftsinformatik, Betriebsökonomie. - Wie viele Frauen studieren in Deinem Semester?
Von 13 Studierenden sind es 3 Frauen. - Für Dich Interessantes am Studium: Was magst Du besonders? Wo kannst Du Dich so richtig austoben?
Das Studium ermöglicht mir, mein Wissen in den wirtschaftlichen und technischen Fächern zu erweitern. Dabei finde ich es besonders spannend, dass man sich jeweils in beide Seiten hineinversetzen muss, um die betriebswirtschaftliche Perspektive sowie die technische Seite verstehen zu können.
- Studierst Du ein, zwei Semester im Ausland?
Da ich eine 100-%-Stelle bei der UBS habe und dort sehr viele verschiedene Einblicke erhalte, kommt für mich ein Auslandssemester aktuell nicht infrage. - Was sind Deine Pläne nach dem Studium?
Aktuell arbeite ich in der Bankenbranche und möchte auch zukünftig hier gerne im Bereich Projektmanagement / Prozessoptimierung tätig sein. Dabei hilft mir das Studium, das Verständnis für die verschiedenen Anspruchsgruppen aufzubauen, welche es bei den meisten Projekten gibt. Als Wirtschaftsingenieurin brauche ich wirtschaftliches sowie technisches Know-how. Für Projekte sind diese beiden Faktoren oft ausschlaggebend: Das Budget ist beschränkt, und dafür will man neue technische Produkte herstellen und Dienstleistungen anbieten. Ein Lebenstraum für mich wäre es, zukünftig etwas wie Samih Sawiris zu machen. Er ist für mich ein typischer Wirtschaftsingenieur. Um neue Destinationen mit unterstützenden Infrastrukturen zu schaffen, braucht es genau dieses Verständnis für die finanzielle und technische Sichtweise.
- Anekdote:
Die Dozenten sind immer sehr erstaunt, dass es auch Frauen in meiner Klasse gibt, da die Frauenanzahl in den Klassen der Studienrichtung Wirtschaftsingieurwesen sonst kleiner ist. Bei einem der ersten Semester hat eine Dozentin schmunzelnd gemeint, dass es angenehm sei, auch Frauen in einer Klasse zu haben, so würden sich die Männer mehr um ihr Äusseres bemühen. Dies wurde aber natürlich vehement von den MINT-Männern bestritten. - Trifft man sich mit Frauen anderer Semester und Studienrichtungen?
Bisher hat sich das noch nicht so ergeben, aber ich hoffe, zukünftig viele interessante Persönlichkeiten bei einem der SVIN-Networking-Anlässe zu treffen. - Möchtest Du noch etwas sagen dass hier nicht gefragt wurde?
Danke, dass Ihr mich für dieses Porträt ausgewählt habt, das ehrt mich sehr.
- Was mache ich in meinem Job?
In meinem Job als Studiengangsleiterin bin ich für den BSc-Studiengang verantwortlich. Das geht von der Rekrutierung der Studierenden bis zur Diplomverteilung. Von der strategischen Weiterentwicklung und Neupositionierung des Studiengangs über die finanzielle Kontrolle bis zur Vermittlung zwischen Studierenden und Dozierenden. Es hat sich erst mit der Zeit nach verschiedenen Stationen herauskristallisiert, dass Bildung ermöglichen meine Passion ist. Das Ingenieurstudium hat mich gelehrt, strukturiert und analytisch an Dinge heranzugehen. Der Mix aus den naturwissenschaftlichen und psychologischen Anteilen macht das Studium Ernährung und Diätetik welches ich zurzeit verantworten darf, so einzigartig und spannend. So kann das Wissen beider Ausbildungen optimal kombiniert werden. - Anekdote:
Eine kleine Anekdote aus meinem Berufsalltag Anfang der 1990er Jahre: Zwei, drei Monate nach meiner Heirat sagte mir ein Mitarbeiter: «Jetzt, wo du verheiratet bist, solltest du nicht mehr hier arbeiten. Du nimmst einem Mann den Job weg.» Ich war so perplex, dass ich nicht wusste, was antworten. Solche Aussagen und Haltungen sollten heute überwunden sein, sind aber leider trotzdem immer noch zu hören.