Gelungener Auftakt der Blended Learning Fachtagung am Campus der FFHS in Zürich
Am 6. Mai trafen sich Verantwortliche und Entscheider aus der beruflichen Aus- und Weiterbildung am FFHS Campus Gleisarena in Zürich. Der Auftakt für eine Community, die sich jährlich trifft und zu den Entwicklungen und Möglichkeiten des Blended Learning in der Aus- und Weiterbildung austauscht.
Podiumsdiskussion mit Ozan Kaya, Jonny Zäch, Dr. Thomas Wachter, Prof. Dr. Markus Dormann
An Definitionen für Blended Learning mangelt es nicht und meist wird von einem «Mix von online und face2face» gesprochen, einem Medienmix oder bereits von «the new normal» (Dziuban, Graham, Moskal, Norberg, & Sicilia, 2018). Im Verlaufe des Tages stellte sich heraus, dass die Einführung eines Blended-Learning-Modells bei den Teilnehmenden weder in der Aus- noch in der Weiterbildung schon als normal bezeichnet wird. Getreu dem Motto «Educate out of the box» griff die Veranstaltung die Trends, Treiber und Möglichkeiten des Blended Learning auf und vermochte den Teilnehmenden neue Impulse zu geben.
Im Eingangsreferat spannte Prof. Dr. Markus Dormann, Leiter Departement E-Didaktik und Direktor Weiterbildung an der FFHS, den Bogen zu «Blended Learning» auf, gab Einblick in den Hintergrund des Modells, das an der Fernfachhochschule Schweiz seit ihrer Gründung 1998 angewandt und weiterentwickelt wird. Zudem zeigte er empirische Erkenntnisse, Empfehlungen sowie exemplarische Anwendungen auf.
Treiber im Blended Learning
Ein bestehendes Lehrangebot auf Blended Learning umzustellen gleicht für viele Institutionen einer Mammutaufgabe und es wurde reflektiert, weshalb man sich dieser stellen sollte. Doch die Treiber sind eindeutig: Ausbildende Organisationen treffen auf eine veränderte Jugendkultur, die Lernen anders wahrnimmt. Der Arbeitsmarkt muss mit der Beschleunigung der Digitalisierung Schritt halten, die sich wiederum auf die Employability auswirkt und damit dem Stichwort Lifelong Learning weiterhin Bedeutung verleiht. Die veränderte Wirtschaftsstruktur mit Wirtschaftsgiganten, die sich mit E-Learning-Angeboten und viel Budget in die Bildungsszene einnisten und hervorragende Angebote zur Weiterbildung anbieten. Und nicht zuletzt sorgte Corona als Krise und als Beschleuniger für die anfänglich überstürzte und forcierte, nachher willkommene Akzeptanz von E-Learning.
Neue Lerntechnologien und Lernformate
Selbstverständlich geht Blended Learning nicht, ohne die digitalen Technologien wie KI und VR/AR in den Fokus zu rücken und damit die Möglichkeiten, die sich daraus ergeben. VR löse gemäss Dominique Meldau, FFHS, durch ein digital erzeugtes Wesen eine hohe Selbstpräsenz aus. Mit VR könne Spassfaktor und damit die Motivation und das Lernergebnis gefördert werden.
FFHS-Forscher Dr. Ivan Moser zeigte auf, dass solche Lösungen grundlegend psychologische, wie auch didaktische Einflüsse auf die bisher bekannte Lernwelt haben und situatives Lernen wie zum Beispiel die Patientenbetreuung auf Intensivstation oder Handlungen im OP ermöglichen. Die KI erlaubte gar der Czech Technical University in Prague ihre Drop-out Quote um 51% zu senken und damit 1.2 Mio EUR über drei Jahre zu generieren (Hlosta, M., Kocvara, J., Beran, D., & Zdrahal, Z. (2019)), in dem mit Learning-Analytics-Lernpfade analysiert und mit adaptivem Lernen korrigierende Massnahmen ergriffen werden konnten.
Neben den Technologien erhielten am Freitag die diversen Lernformate wie Open Educational Ressources und Microlearning einen Platz auf der Bühne. Letzteres wurde sehr eindrücklich von der Bühler AG skizziert. Andreas Bischoff , Leiter Berufsbildung und Sabrina Thalmann, Leiterin Lernen und Personalentwicklung, stellten ihr neues Weiterbildungskonzept mit Mini-Modulen vor, das generationsübergreifendes Lernen ermöglichen soll: Voneinander und miteinander lernen ist das Credo des weltweit etablierten Maschinenbauers, bei dem die Bildung seit jeher ein Kernaspekt der Unternehmensvision ist.
Die Gestaltung und Entwicklung von solchen Lernhäppchen wird gestärkt durch die Attraktivität von Open Educational Ressources: Sie sind einfach verfügbar, adaptierbar und skalierbar. Doch Vorsicht ist geboten bei der Kuratierung und damit der Qualitätssicherung des Kursangebots.
Change Management als Enabler im Blended Learning
Doch die besten Tools und Formate garantieren noch nicht den Erfolg. Die grosse Herausforderung liegt nicht in der Implementation der Technologien, sondern im Change Management. Dieser Aspekt wurde auch im Workshop «Leadership Develoment» von Sasa Colic, Starrag Group, und Dr. Jens Aichinger, FFHS, aufgegriffen. Auch Marc Garbely, FFHS, gab in seinem Workshop hilfreiche Impulse, die für die konkrete Umsetzung von Blended Learning zu beachten sind.
Laut den Teilnehmenden und Referenten müsse übergreifend jede Einführung in ein Blended-Learning-Setting begleitet werden: Das Mitnehmen der Lehrenden, ihre e-didaktischen Skills und ihre Resilienz, mit technischen Fehlern umgehen zu können ist Kernaufgabe der Verantwortlichen, die ein Blended Learning anbieten möchten. Tenor auf dem Podium: Das Alter spielt kaum eine Rolle in der Offenheit der Lehrenden, neue Lernformate und Technologien anzunehmen, auch wenn der Layer «IT-Kenntnisse» nun zu den didaktischen Skills der Pädagogen hinzukommt. Laut Bühler sind es eher die fundamentalen Einstellungen der Personen zu Innovation, Mut zu Neuem und Aufgeschlossenheit gegenüber Änderungen, die Akzeptanz einer E-Learning-Welt beeinflussen.
Der ideale Split
Die FFHS steht seit Langem für ihr «80/20»-Modell mit 80% medienunterstütztem und begleiteten Selbststudium und 20% Präsenzveranstaltung. Doch auch hier gibt es inzwischen Variationen, sei es in den Studiengängen der Ernährung, wo vermehrt mit Patientinnen und Patienten studiert wird oder im Studienmodell PiBS, wo zusätzlich die Komponente Lernen am Arbeitsplatz einfliesst. Die Blended Learning-Aufteilung ist daher sowohl eher inhaltlich und vom Lernziel getrieben, sollte aber auch laut Wachter vom WIFI Vorarlberg marktgetrieben sein und die Werte der Institution berücksichtigen.
Unabhängig von der Aufteilung, der Technologie oder der Lernformate – bei der Umsetzung von Blended Learning Konzepten geht es nach Dormann um «Kopf, Herz und Hand»: Mit e-didaktischen Kompetenzen und viel Enthusiasmus – auch gegen Widerstände – Blended-Learning-Kurse auf Plattformen erstellen, modellieren und umsetzen, um weiterhin Lernerlebnisse zu schaffen.
Ein Dank gilt allen Referierenden, Workshopleitenden und Podiumsgästen sowie den Teilnehmenden für ihr Engagement.