«Das Mindset an der FFHS ermöglicht eine sehr hohe Produktivität»
Syed Mohammad Haseeb Ul Hassan ist Doktorand an der Dublin City University (DCU) und forscht in den Bereichen Virtual Reality (VR), maschinelles Lernen und Multimedia-Lösungen. Im Rahmen eines Forschungsprojekts kam er an die FFHS ins Wallis und sammelte internationale Erfahrungen. Im Interview erzählt er, wie er seinen Aufenthalt erlebt hat und was er beruflich sowie persönlich nach Irland mitgenommen hat.

Syed Mohammad Haseeb Ul Hassan war für drei Monate im Rahmen eines Forschungsprojekts an der FFHS zu Gast.
Haseeb, was sind deine Fokusthemen als Doktorand an der Dublin City University?
Meine aktuellen Forschungsinteressen umfassen Benutzerprofilierung, 5G und auf maschinellem Lernen basierende Lösungen zur Verbesserung des Benutzerflusses in erweiterten Multimedia-Anwendungen (AR/VR/XR). Zum Beispiel arbeite ich an «immersiven Erlebnissen» von Nutzern, das heisst, ich untersuche das Erleben von Teilnehmenden in virtuellen Umgebungen. Ein weiterer wichtiger Teil meiner Forschung ist die Verbesserung der Netzwerkqualität, was zu optimiertem Rendering und einer besseren Wahrnehmung führt.
Du hast an der FFHS in Brig im Team des Instituts für Fernstudien- und eLearningforschung (IFel) geforscht. Was habt ihr konkret untersucht?
Ich bin auch hier in meinem ursprünglichen Forschungsbereich geblieben. An der FFHS liegt der Fokus jedoch auf virtuellen Lernumgebungen. Ich habe viel Erfahrung in Bezug auf die Benutzerwahrnehmung und das Sichtfeld in VR-Videos. Während des Praktikums haben wir mithilfe des Teams am IFeL eine Umgebung geschaffen, die es den Nutzern ermöglicht, Bildungsinhalte in 360-Grad-Videos zu erleben. Ich führte Experimente durch, beobachtete das Verhalten der Nutzer beim Ansehen von Videos und optimierte den Algorithmus entsprechend dem Nutzerverhalten, um die Benutzererfahrung zu verbessern. Das menschliche Auge sieht nur einen begrenzten Teil eines VR-Videos – das Sichtfeld in einem VR/AR-Headset liegt zwischen 90 und 120 Grad. Entsprechend reduziere ich die Bildqualität in den Bereichen, die nicht betrachtet werden, um die im Sichtfeld liegenden Bereiche zu optimieren. Dadurch sparen wir Netzwerkressourcen und verbessern die Benutzererfahrung.
Worin liegt die grosse Herausforderung dabei?
Wir kennen es vom Streamen normaler Videos im Internet: Wenn die Netzwerkverbindung nicht gut genug ist, beginnt die Wiedergabe zu ruckeln und es kommt zu Pufferungen, also dem Vorladen der nächsten Videosegmente. Da beginnt das Problem. Wie man sich vorstellen kann, erfordern VR-Inhalte eine noch viel grössere Datenmenge, um die gewünschte Wiedergabequalität zu erreichen. Wenn viele Nutzer gleichzeitig im selben Netzwerk sind, führt das zu grossen Überlastungen und Störungen. Die Qualität sinkt für alle Nutzer. Mein Hauptziel ist es, prädiktive Algorithmen zu verwenden, um vorherzusagen, wohin die Nutzer schauen werden, die Datengrösse des restlichen VR-Raums zu reduzieren und somit die Wahrnehmung der Hauptumgebung besser aufrechtzuerhalten.

Ein Studienteilnehmer, der seine wahrgenommene Realität während des Experiments im Nachgang für einen Social-Media-Post mit Emojis illustriert hat.
Wie kam dein Forschungsaufenthalt an der FFHS zustande?
Mein Betreuer in Irland und Prof. Dr. Per Bergamin, Leiter des Instituts für Fernstudien- und eLearning-Forschung IFeL an der FFHS haben bereits in der Vergangenheit bei Projekten zusammengearbeitet. Bei einem Besuch von Per im Frühjahr hatte ich die Gelegenheit, mit ihm über Forschungsaktivitäten im Zusammenhang mit VR an der FFHS zu sprechen. Wir haben uns sehr gut verstanden, und ein Praktikum ist auch für meine Promotion verpflichtend. So konnte ich mich direkt mit Per organisieren, der mich auch während des gesamten Aufenthalts betreut hat. Der Inhalt selbst war mir von Anfang an vertraut. Wir arbeiten an ähnlichen Aspekten, aber an der FFHS liegt der Fokus viel stärker auf Lehr- und Lernumgebungen – wie Studierende unterschiedlich lernen, wie wir das virtuelle Lernerlebnis verbessern oder wie wir Studierende stärker einbinden und aktivieren können.
Sind weitere Kooperationen mit der FFHS geplant?
Ich werde nächstes Jahr meine Promotion abschliessen. Das interne Projekt an der FFHS wird ebenfalls fortgesetzt. Persönlich bin ich sehr daran interessiert, auch in Zukunft mit der FFHS zusammenzuarbeiten. Ich hatte ein dreimonatiges Arbeitsvisum und werde versuchen, zurückzukehren. Es hat mir wirklich gefallen.
Das heisst, du hast deinen Aufenthalt im Wallis insgesamt genossen?
Ja, ich habe es sehr genossen. Das Wetter hat mir gefallen, ich mag Wandern und Radfahren. Es gibt spektakuläre Orte zu besuchen und zu erleben, wie das Matterhorn oder eure Gletscher. Es ist eine einzigartige Umgebung. Die Menschen sind auch sehr freundlich und hilfsbereit, und ich war beeindruckt, wie viel man in kurzer Zeit mit dem Zug erreichen kann.

Natürlich durfte ein Ausflug nach Zermatt nicht fehlen: Haseeb hat im Wallis besonders die Natur fasziniert und geschätzt.
Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten siehst du zwischen der DCU und der FFHS?
Die DCU ist viel grösser als die FFHS. An der DCU gibt es deutlich mehr Forschende und viele Doktoranden. In meinem Forschungsumfeld haben wir viele Studierende, Forschungsassistenten, Postdocs und etablierte Forschende, die alle sehr spezialisiert sind und in sehr spezifischen Teilbereichen forschen. Am IFeL ist die Mitarbeiterzahl viel kleiner und der Fokus liegt hauptsächlich auf den Bildungsvorteilen der Technologien. Die FFHS bemüht sich jedoch sehr um internationale Kooperationen. Es scheint, dass das IFeL sehr offen ist, bereit ist zu lernen, externe Experten einlädt, andere Hochschulen besucht und daher sehr zukunftsorientiert ist. Das hat mich beeindruckt.
Welche Erwartungen hattest du an den Aufenthalt an der FFHS und wurden diese erfüllt?
Der Zeitrahmen war sehr begrenzt. Drei Monate sind in der Forschung sehr kurz. Daher haben wir uns hauptsächlich auf die Datenerhebung vor Ort und die Implementierung eines von mir entwickelten Algorithmus konzentriert. Wir streben an, zumindest einen Fachartikel für eine wissenschaftliche Zeitschrift aus unserer Zusammenarbeit zu veröffentlichen. Die Erwartungen waren realistisch und wurden daher erfüllt. Ich habe auf jeden Fall neue Perspektiven gewonnen und neue Ansätze gelernt. Darüber hinaus konnte ich Einblicke in die sehr spezifische Nutzung von VR im Bildungssektor gewinnen. Was mich jedoch wirklich überzeugt hat, waren die Erlebnisse ausserhalb der Arbeit. Ich bin wirklich beeindruckt von dieser Region und ihrer Natur
Was wirst du persönlich am meisten in Erinnerung behalten?
Mir gefällt die Disziplin der Menschen. Ich mag die Arbeitsstruktur hier – mit Freiheiten, die eigenständiges Arbeiten fördern, kurze Pausen ermöglichen und an individuelle Bedürfnisse angepasst werden können. Als Forscher kann ich auf diese Weise das Beste aus mir herausholen. Die grundlegende Struktur und das entsprechende Mindset hier an der FFHS ermöglichen eine sehr hohe Produktivität.