5 Trends vom Swiss Telecommunication Summit 2018
Samsung Vice President Caleb Lee, Bundesrat Ueli Maurer und IBM Research Director Dr. Alessandro Curioni diskutierten am 21. Juni 2018 vor 900 Teilnehmenden im Berner Kursaal den Stellenwert von Technologie im Umfeld der Digitalisierung unserer Gesellschaft. Als einzige Fachhochschule war die FFHS mit auf die Challenges der Digitalen Transformation zugeschnittenen Aus- und Weiterbildungen am Swiss Telecommunication Summit 2018 präsent.
Vertreter von FFHS und SUPSI vor dem gemeinsamen Stand am Swiss Telecommunication Summit 2018.
Für die FFHS und die SUPSI waren David Gemmet als Studiengangsleiter MAS Industrie 4.0, SUPSI-Professor Andrea Salvadè und MSc Business Administration-Dozent Bora Altuncevahir am Swiss Telecommunication Summit 2018. Sie haben am Summit die folgenden 5 Trends herausgehört:
1. Start-up-Kultur für alle
Bundesrat Ueli Maurer reflektierte während seiner Eröffnungsrede die Bedeutung des projektbezogenen Führens in der Bundesverwaltung. Durch in sich losgelöste Start-up-Teams fördere man beim Bund gezielt das Unternehmertum und Innovation. Solche Arbeitsgruppen hätten etwa die digitale Zoll-Plattform entwickelt. Bundesrat Maurer hat veranschaulicht, dass auch beim Bund die (Digitale) Transformation ein Thema ist. Allerdings müssten immer zuerst die Prozesse reformiert werden, bevor Technologie zum Einsatz kommt.
FFHS Machine Learning-Spezialist Beat Tödtli im Austausch.
2. Meinungsmacher Künstliche Intelligenz (KI)
Dr. Alessandro Curioni von IBM Research stellte sich der Frage, ob KI den Menschen ersetzen kann. In dedizierten Bereichen, so Curioni, übertreffe die Maschine den Menschen bereits heute. Er gehe davon aus, dass diese noch getrennten Bereiche sich weiter vernetzen werden. Die erstarkende KI müsse aber nicht zwangsläufig «Abbau» von Arbeitsplätzen bedeuten. Es liege an Gesellschaft und Entscheidungstragenden zu entscheiden, ob künstliche Intelligenz dereinst als «Substitution» oder als «Erweiterung» menschlicher Fähigkeiten genutzt würden.
Dass KI durchaus positive Auswirkungen auf die Gesellschaft haben kann, zeigt das Projekt «Debater: Using AI to Help Humans with Decision Making». Anders als der Mensch lässt sich dieser Algorithmus weder von Emotionen, Konnotationen, Mehrdeutigkeiten oder kognitiven Verzerrungen beeinflussen. In Zeiten von Fake News und massivem Information Overload könnte der «Debater» eine wichtige Unterstützung für objektive Entscheide und eine besser informierte Gesellschaft sein.
3. IoT kommt nachhause 5G sei Dank
Prof. Salvadè, Direktor des Instituts für Forschung im Bereich Telekommunikation, unterstreicht, dass durch technologische Entwicklungen wie 5G im Telekommunikationsbereich die Topologie für eine engere Vernetzung von Internet-of-Things-Konzepten (IoT) möglich wird. 5G biete dreissig Mal schnellere Datenübertragung und tausendfach höhere Kapazität.
Samsung Vice President Caleb Lee sprach über die Vernetzung im eigenen Haushalt. Samsung wird bis zum Jahr 2020 alle elektronischen Geräte IoT-kompatibel machen. Durch die IoT-Cloud-Plattform «ARTIK» wird der Elektronik-Riese auch herstellerunabhängig IoT-Geräte anbinden können. 5G und offene Plattformen werden also vernetzte IoT-Anwendungen in den Haushalt bringen.
FFHS-Forschende Martina Perani gibt Interessierten Auskunft.
4. Blockchain: Zögerliche Fahrtaufnahme
Blockchain weist in der Befragung der Summit-Teilnehmenden eines der grössten Veränderungspotenziale für Schweizer Unternehmen auf. Doch: «Viele reden davon, nur die wenigsten verstehen es und können es anwenden», meinte Swiss Securitas CEO Armin Berchtold in der Diskussionsrunde. Zusammen mit NZZ-Vertreterin Dr. Monica Dell'Anna, Dr. Jürg Werner von Metall Zug und Hannes Gasest von Opendata diskutierte Berchtold kontrovers, wann die Hype-Technologie Blockchain lohnt, und wann nicht.
Noch hat sich die Technologie nämlich nicht durchgesetzt. So wurden etwa Web-Apps (Web 2.0) «noch» nicht durch dezentralisierte Blockchain-DApps abgelöst. Noch kommt die Blockchain-Technologie mit zu vielen Fragezeichen, scheint es. Allerdings: Blockchain Use Cases mit hohem Disruptionspotenzial entwickeln sich in der Automobil-, Finanz- und Energiebranche.
5. Geschäftsmodell geht vor
Im Idealfall könnten disruptive Technologien wie die Blockchain den Geschäftserfolg beschleunigen, meinte Emmi CEO Urs Riedener. Allerdings bräuchten Unternehmen auch Mitarbeitende mit anderen «Mindsets» – Mitarbeitende also, die ausserhalb der Branchenlogik denken – und ein geeignetes Geschäftsmodell, um mit einer neuen Technologie wie Blockchain erfolgreich zu sein.
Die Forschung zeigt, dass erfolgreich ist, wer sein Geschäftsmodell kontinuierlich überprüft und verbessert. Sie zeigt aber auch, dass nur 10 Prozent der Innovationsbudgets in Geschäftsmodellinnovationen fliessen. Erst wenn Mitarbeitende, Technologie und Geschäftsmodell zusammenkommen, kann eine Innovation wie Blockchain am Markt funktionieren, so das Credo.