Jonas Augsburger 05.02.2020

HackZurich: Challenges, Codes und viel Coffee

Fast 40 Stunden coden und dabei nützliche und kreative Prototypen für Web-, Mobile- und Desktop-Anwendungen erschaffen – das und vieles mehr ist der HackZurich. Zum ersten Mal habe ich die Gelegenheit ergriffen, um am renommiertesten Hackathon Europas teilzunehmen.

Weil ich von meinen Mitstudenten viel Gutes über Hackathons gehört hatte und weil der HackZurich einigermassen in Heimatnähe stattfand, habe ich mich für die Teilnahme entschieden. Falls mir das Erlebnis nicht zugesagt hätte, wären so keine unnötigen Kosten wie z. B. ein Flugticket entstanden. Doch das Erlebnis war für mich auf jeden Fall eine Teilnahme wert…

Beeindruckt war ich vor allem von der Grösse des Events. Dies zeigte sich in der Anzahl anwesender Hacker, aber auch in der Anzahl und Prominenz der Sponsoren. Darunter waren internationale Branchen-Giganten wie Microsoft und Google, aber auch nationale Unternehmen wie Swisscom und SBB. Diese boten Nebenaktivitäten jeglicher Art an.

««Darunter waren internationale Branchen-Giganten wie Microsoft und Google, aber auch deren nationale wie Swisscom und SBB.»»

Von Glücksrädern über Fotoautomaten bis hin zu einem Kugelbad war alles vorhanden, um sich vom Coden abzulenken. Dazu gesellte sich noch eine omnipräsente kulinarische Note, manifestiert in Snacks und Getränken überall auf dem Gelände.

Als wäre dies nicht Ablenkung genug, gab es auch noch diverse Goodies zu ergattern, wie ein offizielles Shirt des Hackathons oder ein Plüsch-Android vom Google-Stand. Auch die untergemischten Keynotes mit meist sehr spannenden Themen dürfen nicht unerwähnt bleiben.

Einige stellen sich vielleicht die Frage, wie ein Hackathon überhaupt abläuft. Hier eine kurze Zusammenfassung:

Am ersten Abend gab es eine offizielle Eröffnungszeremonie inklusive Begrüssung der Organisatoren und Vorstellen der Challenges, danach Pizza und anschliessend längere Workshops, wo die jeweiligen Challenges von den Sponsoren genauer erklärt wurden. Um 23:00 Uhr ging dann das Hacken offiziell los. Da sich unser Team vorgängig noch nicht für eine Challenge entschieden hatte, verbrachten wir zuerst einige Zeit damit, eine Entscheidung zu treffen und das genaue Vorgehen zu planen. (Kleine Nebenbemerkung: Wenn man gewinnen möchte, sollte man diese Dinge wenn möglich schon vor Beginn des Events erledigen. ;-))

Mit einem klaren Ziel vor Augen und mit nicht geringen Mengen an Koffein im Kreislauf machten wir uns daran, unsere Vision zu verwirklichen. Nach einer mehr oder minder schlaflosen Nacht wurde der nächste Tag mit einem üppigen Frühstücksbuffet eingeläutet.

Einige willkommene Unterbrüche boten danach die diversen Keynotes, die über den Samstag verstreut stattfanden. Selbstverständlich blieb auch ein wenig Zeit, um die diversen Nebenaktivitäten auszukosten. Insgesamt wurde aber schon der Grossteil der Zeit in das Coden gesteckt, so auch in der Nacht von Samstag auf Sonntag bis zur Deadline am Sonntagmorgen.

««Mit einem klaren Ziel vor Augen und mit nicht geringen Mengen an Koffein im Kreislauf machten wir uns daran, unsere Vision zu verwirklichen.»»

Ausruhen konnten wir uns aber auch nach Abgabe des Projekts nicht sofort, da es anschliessend darum ging, unser Projekt zu pitchen, einmal vor der Hauptjury und einmal vor der Jury der SBB, da wir uns auf deren Challenge fokussiert hatten. Spätestens bei den Pitches machte sich die schleichende Müdigkeit bemerkbar, denn es fehlte die nötige Dynamik, um überzeugen zu können.

Nach den Pitches gab es endlich genügend Zeit, sich auszuruhen. Das war auch alles, was wir noch zu tun vermochten, bis endlich die Siegerehrung begann. Gewonnen haben wir schlussendlich nichts ausser tollen Erfahrungen und einem beachtlichen Schlafdefizit.

Die Challenge

Unser Team widmete sich der Challenge, einen «SBB-Surprise-Service» zu entwerfen. Um die Auslastung der Züge auszugleichen und mehr Leute dazu zu bringen, den öffentlichen Verkehr für einen Ausflug zu nutzen, möchte die SBB Überraschungstrips anbieten. Ein Kunde oder eine Kundin würde dafür zum Beispiel angeben, welche Art von Aktivität er/sie im Sinn hat und wann und von wo der Trip starten soll. Der Service sollte automatisch eine Route generieren, die mit den tiefsten Kosten zu einem passenden Ort führt. Die geringeren Kosten entstehen, weil für weniger befahrene Strecken Spartickets angeboten werden. Da es sich um eine Überraschung handeln soll, erfährt der Kunde erst am Startort, wohin die Reise geht. Natürlich durften die Teams auch zusätzlich kreativ werden bei der Umsetzung.

Wir entschieden uns für diese Challenge, weil uns die Idee gefiel und wir uns auch vorstellen konnten, einen solchen Dienst zu nutzen. Ausserdem hatten wir kombiniert ein ausreichendes Skillset, um einen solchen Dienst umzusetzen, dies mit Hilfe der bereits vorhandenen APIs der SBB.

Der Gewinn

Am Hackathon habe ich vor allem gelernt, wie wichtig genügend Schlaf eigentlich ist. Die Leistungsfähigkeit sinkt zumindest bei mir beträchtlich, je länger der regenerative Schlaf hinausgezögert wird. Aus technischer Sicht lernt man aber vor allem, die Technologien richtig einzusetzen und miteinander zu verbinden. Ausserdem ist es auch hilfreich, in kurzer Zeit als Team agieren zu müssen und dadurch zu erfahren, dass man idealerweise Kräfte bündeln muss, um gut und schnell voranzukommen.

Das Lernen an einem Hackathon ist gezwungenermassen beschleunigt und zielgerichtet. Auf mich wirkt diese Art des Lernens aber passend zur schnelllebigen IT-Industrie, die ein gewisses Mass an Flexibilität erfordert. Mir ist wohler, wenn ich während dem Lernen ständig vor Augen habe, wieso ich denn gerade das lerne und welchen Nutzen mir dieses Wissen bringt. Aus meiner Sicht ist es auch für die Arbeitgeber der Teilnehmer ein Mehrwert, wenn ihre Mitarbeitenden an einem Hackathon teilnehmen. An der Teilnahme lernt man wichtige Skills, die auch im alltäglichen Berufsleben Anwendung finden können. Durch die Exklusivität des Events – schliesslich wurden von den 5’565 Bewerbungen nur 589 akzeptiert – könnte sich ein Unternehmen auch damit rühmen, dass dessen Angestellte an einem solchen Event teilnehmen konnten.

 

Autor

Jonas Augsburger studiert im 6. Semester Informatik im PiBS-Studiengang der FFHS und arbeitet bei der Swisscom.