Unternehmer, Vater und Student

Roger Kölliker lebt die etwas andere Tellerwäscher-Karriere: Vom Mechaniker zum Firmengründer und Masterabsolvent. Neben Unternehmensleitung und Familienleben absolvierte er den MAS Industrie 4.0 an der FFHS. Wie gelingt so ein Balanceakt? Der 51-Jährige verrät: Mit klarem Ziel vor Augen, der richtigen Motivation und der nötigen Portion Durchhaltewillen kann Grosses erreicht werden.

Als Einzelunternehmer ist Roger Kölliker viel unterwegs. Ein Studium mit fixen Unterrichtszeiten und -orten wäre für den Oberaargauer daher ausgeschlossen gewesen. Diese Umstände hielten ihn jedoch nicht davon ab, sich trotzdem weiterzubilden. Neben der Führung seiner Firma CEMLLING und den Aufgaben als zweifacher Familienvater studierte der 51-Jährige an der Fernfachhochschule Schweiz. Seine Motivation erklärt er wie folgt: «Ich bin uneingeschränkt fasziniert von Technik, Industrie und Automation – daher war der MAS Industrie 4.0 nur eine logische Konsequenz und die Vertiefung meiner Passion.» 

Vom Mechaniker zum Firmengründer 

Mit einem Mechaniker als Vater war für Roger Kölliker seine Erstausbildung zum Mechaniker naheliegend. «Während mehrerer Jahre habe ich meinen Beruf ausgeübt und in der industriellen Produktion Erfahrungen sammeln können, von denen ich heute noch profitiere.» Es folgte eine Weiterbildung zum Betriebstechniker, wodurch Roger Kölliker lernte, wie sich Arbeitsvorbereitung, Planung und Logistik umfassend einsetzen lassen. Seine Faszination galt bereits hier den zusammenhängenden Unternehmensprozessen. Seinen interdisziplinären Blick erweiterte er mit dem zusätzlichen Nachdiplomstudium in Betriebswirtschaft. «Dadurch konnte ich auch die wirtschaftlichen Aspekte und deren Einflüsse in Unternehmen klarer erkennen und nutzen.»  

Mit seiner Neugierde und seinem Ehrgeiz wagte Roger Kölliker im Sommer 2011 schliesslich den Schritt in die Selbstständigkeit. Seine Einzelfirma CEMLLING fokussiert auf Industrie 4.0: «Aufgrund meines beruflichen Hintergrundes weiss ich, dass die Digitalisierung und Vernetzung von Prozessen der unbestrittene Weg in die Zukunft ist», erklärt Roger Kölliker seine Firmenphilosophie, «aktuell sind jedoch beim grössten Teil der KMU die Grundvoraussetzungen dafür nicht oder nur teilweise vorhanden.» Hier schafft CEMLLING Abhilfe: Mittels des eigens entwickelten und geschützten KMU-Transfermodell begleitet der Fachmann kleinere und mittlere Unternehmen auf ihrem Weg zur «digitalen Transformation».

Hands-On-Mentalität 

Um als Unternehmen nachhaltig erfolgreich zu sein, sind interdisziplinäre Kompetenzen in Technik, Betriebswirtschaft und Informatik gefragt. Um seinen «Industriehorizont» zu erweitern, entschied er sich für den Studiengang MAS Industrie 4.0 an der FFHS. «Dieser neu eingeführte Masterstudiengang war wie für mich geschaffen: Industrie, Betriebswirtschaft und Digitalisierung in einem war für mich die ideale Kombination.» Besonders geschätzt hat Roger Kölliker die Diversität der Module: «Der Mix aus akademischer Wissensvermittlung, Praxisbeispielen und selbständiger Erarbeitung von Problemlösungen erlaubten mir, noch gezielter auf die Anforderungen meiner Kunden einzugehen und individuelle Lösungen anbieten zu können.» 

Das Geheimnis des zweifachen Familienvaters, um Unternehmensleitung, Studium und Familie unter einen Hut zu bringen, liegt in seiner Zielstrebigkeit, seinem Durchhaltevermögen und der uneingeschränkten Unterstützung seines persönlichen Umfeldes. Gelohnt hat sich der Balanceakt allemal: «Dass ich meine umfassenden industriellen, administrativen und akademischen Kompetenzen und Erfahrungen ganzheitlich ein- und umsetzen kann – ganz unabhängig von der Unternehmensstufe – gefällt mir an meinem Beruf besonders gut.» 

Zukunftsvisionen werden Wirklichkeit 

Für Roger Kölliker steht fest: Die Digitalisierung und die Industrie werden weiterhin vorangetrieben. «Die aktuellen Ereignisse mit Einschränkungen der persönlichen Mobilität und Forcierung von Homeoffice zeichnen ein eindeutiges Bild: Agiles Arbeiten ist (gezwungenermassen) angekommen.» Auch in der eigenen Firma bewahrheitet sich dies: Bereits seit dem Beginn im Jahr 2011 arbeitet CEMLLING ortsunabhängig.  

Blickt Roger Kölliker in die Zukunft, so will er auch künftig die vierte industrielle Revolution in Firmen weiter vorantreiben. «Was bisher für Produktionsprozesse selbstverständlich war, wird sich im Bereich von Daten, Informationen und Wissen fortsetzen.» Seine Faszination für Technik, Industrie und Automation wird der 51-jährige nicht verlieren. Seinen eingeschlagenen Weg wird er konsequent weiterverfolgen und gleichzeitig offen für Neues bleiben. Ob dies auch ein weiteres Studium bedeutet? «Zurzeit ist es nicht geplant. Wir werden sehen.»