Gelebte Innovation
Gute Ideen gibt es viele. Sie jedoch auf den Boden zu bringen und umzusetzen ist ein herausfordernder Schritt. Deshalb fördert die FFHS eine Innovationskultur, in der Ideen entstehen, aber auch gemeinsam getestet und weiterentwickelt werden können.
Jedes Jahr treffen sich die Studierenden des MSc Business Administration in Innovation Management im vierten Semester zum Zukunftsworkshop. Das Ziel des mehrtägigen Austauschs: Die Kreativität ankurbeln, Ideen weiterspinnen, Visionen aus neuen Blickwinkeln angehen und die Schwarmintelligenz nutzen. Dass das Treffen nicht im gewohnten Umfeld, sondern in Städten wie Tallinn, Shanghai oder San Francisco stattfindet, ist ein bewusster Entscheid. Vor Ort können sich die Studierenden durch die Kultur, die lokale Startup-Szene und bei Treffen mit Unternehmen verschiedener Grössen und Reifegrade inspirieren lassen.
STUDENT’preneurship: Von der Idee zum Unternehmen
Die Ideen bringen die Studierenden mit und präsentieren diese in einem 1-minütigen Pitch. Die besten Ideen werden während des Workshops zusammen weiter ausgearbeitet. Am Ende wird wieder gepitcht und mit Noten bewertet. Zurück in der Realität ist es jedem selbst überlassen, ob die Idee weitergesponnen wird. Andrea Schöllnast, Geschäftsführerin von Babsy, und Roland Keller, Gründer von Boatary, haben ihre Vision weiter verfolgt und arbeiten heute, drei Jahre nach dem Zukunftsworkshop in Tallinn, beide an ihrem damals geborenen Startup. Dabei werden sie von der FFHS im Rahmen des Praxisprojektes STUDENT’preneurship unterstützt, bei dem Problemstellungen durch FFHS-Studierende analysiert werden. Die Studierenden wenden dabei die wissenschaftliche Methodik der Aktionsforschung an und beteiligen sich aktiv an der Lösungsfindung. Sie tragen somit entscheidend zum Wissenstransfer bei. Die Plattformlösungen der zwei Gründer könnten unterschiedlicher nicht sein, die Freude ist bei beiden jedoch gleich stark.
Getreu dem Ansatz des Elevator Pitch, den Sie im Zukunftsworkshop anwandten – was ist die Vision Ihres Unternehmens in drei Sätzen?
Andrea Schöllnast: Babsy ist eine Plattform, die den Erstkontakt zwischen Eltern und Babysittern herstellt. So sollen sich alle Mütter und Väter auf eine flexible und zuverlässige Betreuung ihrer Kinder verlassen können. Unsere Vision geht über das Produkt hinaus, wir möchten auch politisch die Betreuung als Grundrecht etablieren.
Roland Keller: Allein im Kanton Bern gibt es zehnmal mehr Bootsführerscheinbesitzer als Boote. Mit Boatary möchten wir Führerscheinbesitzer mit Bootsbesitzern zusammenbringen. So können Bootsbegeisterte auch ohne eigenes Boot aufs Wasser und Bootsbesitzer finanzieren einen Teil ihrer Fix- und Unterhaltskosten – eine Win-win-Situation für beide Seiten.
Wie ist die Idee entstanden?
Andrea Schöllnast: Tallinn war für Babsy der nährende Boden. Dort ist für mich zum ersten Mal der Funke gesprungen. Die Idee stammt von zwei Mitstudierenden, wir haben sie während dem Zukunftsworkshop weitergesponnen. Danach war ich so überzeugt davon, dass ich Babsy übernommen und weiterentwickelt habe. Die zwei Mitstudierenden sind nicht mehr aktiv involviert. Sollten wir künftig profitabel werden, möchte ich ihnen aber sicher etwas als Dankeschön zurückgeben.
Roland Keller: Die Idee schwirrte mir schon länger im Kopf herum. Das Studium hat mir geholfen zu verstehen, wie ich einen Pitch anpacken muss. Die Stadt Tallinn mit ihrer ausgeprägten, modernen Startup-Kultur hat mich sehr beeindruckt und motiviert, auch an kleinen Ideen dranzubleiben und vorwärts zu gehen.
Hat sich die Idee seit dem Zukunftsworkshop in Tallinn verändert?
Roland Keller: Die Idee ist im Kern die gleiche geblieben. Was sich verändert hat ist die Prozessschärfe. Jedes Boot und jeder Hafen funktionieren anders. Ich musste lernen, dass wir unseren Nutzern dafür eine Lösung bieten müssen, zum Beispiel in Form einer App. Dies haben auch die Befragungen im Rahmen des STUDENT’preneurship gezeigt.
Die Idee ist im Rahmen des Masters gereift, heute arbeiten Sie beide im Rahmen des STUDENT’preneuership wieder mit der FFHS zusammen. Was bedeutet die Unterstützung der Fernfachhochschule für Sie?
Roland Keller: Im Rahmen des Projektes können wir unsere strategische Problemstellung von Studierendengruppen bearbeiten lassen. Diese wird in der Realität mittels Umfragen getestet, die Lösungsansätze werden dann aufbauend auf der Theorie entwickelt. So erleben auch die Studierenden die Synergien beider Welten und wir erhalten neue Einblicke.
Andrea Schöllnast: Bisher haben wir uns damit beschäftigt, worauf wir den Fokus bei Babsy setzen möchten. Nun geht es darum, mit der FFHS anzuschauen, welche Skalierungsszenarien es gibt und wie wir die Plattform als Firmenlösung anbieten können. Wir möchten unseren Service mit den neuen Erkenntnissen auf ein neues Level bringen.
Was raten Sie anderen Gründern basierend auf Ihrer eigenen Erfahrung?
Andrea Schöllnast: Sobald man sich exponiert, trifft man auch auf Kritiker. Ich habe gelernt die «Nicht-Kunden», also diejenigen, die Babsy nicht nutzen möchten, zu schätzen. Denn aus ihrem Feedback können wir weitere Learnings ziehen und uns verbessern.