Wenn die Sportleidenschaft zum Beruf wird
Tennis begleitet den FFHS-Alumnus und neuen FFHS-Dozenten Filip Kollar schon von klein an. Das Studium hat ihn nie von seiner Leidenschaft abgehalten, im Gegenteil – schon während er studierte, arbeitete Kollar als Marketing Manager des Europäischen Tennisverbandes (Tennis Europe) und auch seine Masterarbeit widmete sich einem Thema aus der Tenniswelt.
Filip Kollar auf der Anlage seines aktuellen Tennisklubs, CTC Casino Basel
Filip Kollar hat vor Kurzem sein berufsbegleitendes Masterstudium in Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt in Business Innovation Management an der FFHS erfolgreich abgeschlossen. Seit fünf Jahren ist er in der Marketingabteilung von Tennis Europe in Basel beschäftigt. Aktuell leitet er die Marketingaktivitäten des Verbandes und ab dem Herbstsemester vermittelt er seine vielseitigen Erfahrungen im Sportbusiness an der FFHS als Dozent. Seine Leidenschaft fürs Tennis hat Kollar aber bereits viel früher entdeckt.
Die ersten Bälle
Mit sieben Jahre schlug Filip Kollar die ersten Bälle mit seinem Vater im Tennisklub in seiner kleinen Heimatstadt in der Slowakei. 2008 gelang ihm mit dem Gewinn des slowakischen Meistertitels mit dem U-18-Team sein grösster Erfolg. Auf internationaler Ebene hatte er die Chance auf der renommierten Tennis Europe Junior Tour, sich mit Spielern zu messen, die heute zu den Top 20 der ATP-Rangliste gehören.
Während des Bachelorstudiums plante und begleitete Kollar Tennistouren und Camps mit ehemaligen professionellen ATP-Tennisspielern und Grand-Slam-Finalisten für internationale Gäste in beliebten europäischen Sportressorts. Als grosser Fan des 20-fachen Grand-Slam-Siegers und einer Legende des Tennissports Roger Federer fand er vor sechs Jahren mit einem Bachelorabschluss in internationaler Betriebswirtschaftslehre in der Tasche den Weg in die Heimat seines Lieblingsspielers, um sein Praktikum in Marketing bei Tennis Europe anzutreten. Basel und seinem Job bei Tennis Europe ist er bis heute treu geblieben. Aktuell leitet Kollar die Marketingaktivitäten des Verbandes und die Vermarktung der Events. Zu diesen Events zählen zum Beispiel die 500 Junior-Turniere in Europa, aber auch jährliche Konferenzen und Workshops für Mitgliedsverbände. Ausserdem ist er die Hauptansprechperson für Partner der Organisation und verantwortlich für die Aktivierung von Sponsoringrechten. Und natürlich spielt Kollar auch selber weiterhin Tennis – mit dem TC Casino in der nationalen Swiss Tennis Interclub Liga.
Mehrere Bälle zur gleichen Zeit
Auf sein Studium blickt Kollar gerne zurück, auch wenn es für ihn anfangs eine Challenge war, das Gleichgewicht zwischen Arbeit und Studium zu finden und so mehrere Bälle gleichzeitig zu spielen. Aufgrund seiner internationalen Tätigkeit und häufigen Auslandsgeschäftsreisen wurde er manchmal zu Kompromissen gezwungen. Wenn sich seine Prüfungen oder Deadlines der Semesterarbeiten mit Events kreuzten, musste er auch mal Nachtschichten einlegen. Nach einer gewissen Zeit war Kollar aber gut organisiert und seine Aktivitäten schienen gut vereinbar. Die Vorlesungen, die Expertise renommierter Experten der Geschäftsbranche sowie die Freundschaften mit Studienkollegen aus ähnlichen, aber auch aus komplett unterschiedlichen Branchen waren eine Bereicherung für den Marketing Manager. Das einzige, was er am Studium bedauere, sei die durch die Corona-Pandemie verursachte Absage des Future Creativity und Entrepreneurship Workshops, der anstatt in Shanghai virtuell stattfinden musste.
In seiner Masterarbeit wählte Kollar ein Thema aus der Tenniswelt. Er fokussierte sich dabei auf die beiden weltweiten professionellen Tennisverbände, die Männer-Organisation ATP, und die Frauen-Organisation WTA und einen möglichen Zusammenschluss der beiden Organisationen. Eine engere Zusammenarbeit wurde in der Vergangenheit mehrfach diskutiert, ohne dass diese zustande kam. Und mit der Corona-Pandemie und damit verbundenen Unsicherheiten wurde der Gedanke, die beiden Organisationen zu vereinen, auch wieder ins Rollen gebracht. Da die möglichen Konsequenzen für die ATP- und WTA-Stakeholder bisher wenig untersucht wurden, konzentrierte sich Kollars Studie auf mögliche Konsequenzen für ausgewählte Stakeholder. Er analysierte deren Fähigkeit, eine Fusionsentscheidung zu beeinflussen und die allgemeinen Vorteile und Herausforderungen dieser Form von Zusammenarbeit. Dabei konnte er von Aussagen von Top-Experten aus der internationalen Tennis- und Sport-Szene profitieren. Kollars Untersuchung ergab, dass eine fusionierte ATP und die WTA Organisation auf lange Sicht von einer besseren Förderung des professionellen Tennissports und einem Wettbewerbsvorteil auf dem überfüllten Sport- und Unterhaltungsmarkt profitieren würden. Aber dennoch einige Faktoren wie beispielsweise die Gleichheit in Bezug auf die Aufteilung der Organisationseinnahmen und der Vorstandssitze oder die konkurrierenden Interessen der ATP- und WTA-Vorstände Stolpersteine im Fusionsprozess sein könnten.
Vom Student zum Dozent
Im neuen Bachelorstudium an der FFHS Betriebsökonomie Sportmanagement, das im Herbst 2021 startet, wird Filip Kollar seine langjährigen Erfahrungen und sein Know-how im Sportbusiness als Dozent einbringen können. Für ihn ist es ein natürlicher und vernünftiger Schritt, dass die FFHS dieses Studium anbietet und zukünftige Schweizer Sportexperten und Sportfunktionäre ausbildet. Viel Potenzial sieht er in den knapp sechzig internationalen Sportverbänden, die hier stationiert sind. Rund zweitausend Jobs seien dank diesen Organisationen in der Schweiz gesichert. Dazu kommen noch eine Reihe von nationalen Schweizer Sportverbänden, wie Swiss Tennis, Sportklubs und eine Menge an Sportunternehmen wie beispielsweise DT Swiss, der Hersteller von Fahrradkomponenten oder das Sportdaten-Unternehmen Sportradar.
Kollar betont, dass niemand einen tollen Job bei einem Sportverband oder Sportunternehmen erhält, nur weil sie oder er Fussball, Tennis oder Golf gespielt hat. Natürlich sei es nützlich, wenn Leute den Sport, bei dem sie tätig sind, verstehen. «Aber vor allem braucht die Sportindustrie ausgebildete Angestellte, die Gelder für Verbände und Unternehmen generieren und den Sport vermarkten können, Leute die Digitalisierungs- und Innovationsprojekte umsetzen oder sich mit Verkauf von Daten und Medienrechten auskennen. Es braucht Perspektive und Expertise von aussen.», so Kollar. Er ist zuversichtlich, dass dieser Studiengang über ein gutes Gleichgewicht zwischen Sportmanagement und betriebswirtschaftlichen Modulen verfügt, das den zukünftigen Alumni helfen wird, Fuss in der Sportbranche zu fassen.
- Zum Studiengang BSc Betriebsökonomie Sportmanagement