Ökologisch wirtschaften – Die Herausforderungen anpacken und Chancen nutzen!
Das 37. FFHS Business Breakfast stand unter dem Motto «die Ökologische Transformation – Chancen und Herausforderungen für die Schweizer Wirtschaft».
An unserem Business Breakfast hatten wir die Möglichkeit sowohl einen Blick auf die Nachhaltigkeitsbestrebungen eines international tätigen Baustoffkonzerns als auch auf ein lokal produzierendes KMU aus der Lebensmittelproduktion zu werfen. Den Teilnehmenden in Zürich wurden Beispiele von Holcim (Schweiz) AG und der SwissShrimp AG präsentiert, wie durch Innovationskraft und das richtige Mindset ein nachhaltiges Wirtschaften ermöglicht werden kann.
Den Einstieg gestaltete André Olveira, indem er in seinem Vortrag auf die Rahmenbedingungen einging, welche das Handeln und Wirtschaften der Unternehmen zunehmend prägt. Seit Anfang der 1970er Jahre befindet sich die Menschheit in einem ökologischen Defizit. Während die Biokapazität pro Person in der Schweiz um 36% kleiner ist als die in der Welt, ist der ökologische Fussabdruck pro Einwohner etwa dreimal so gross wie die weltweite Biokapazität pro Kopf. Derzeit benötigt die Schweiz 2.8 Erden um ihren Energieverbrauch decken zu können.
Ähnliche Situationen sind auch in anderen Industrienationen zu beobachten. Für Europa ist die Zielsetzung klar, der erste grüne Kontinent zu werden. Der EU-Green-Deel strebt dabei die Treibhausneutralität bis ins Jahr 2050 an. Klimapolitik gilt als neues EU-Leitmotiv in vielen Politikbereichen. Dies hat natürlich auch seinen Preis. Der Investitionsplan der EU sieht jährlich Investitionen von 100Mrd. € vor, um dieses Ziel zu erreichen. Die Energiestrategie 2050 der Schweiz bietet im Speziellen die Rahmenbedingungen, dass Erneuerbare Energien forciert, der Atomausstieg und Effizienzsteigerungen angestrebt werden sollen. Schlussendlich kommt viel Schwung von Seiten der Klimapolitik. Der Druck wächst jedoch von allen Seiten, neben der Politik auch von der Wirtschaft, den Investoren und den Kunden. Fridays4Future, Demonstrationen, Klimaklagen gegen Unternehmen, Klimaschutz als Grundrecht – es wird vermehrt nachhaltiges Handeln eingefordert und Unternehmen sind angehalten, frühzeitig auf diesen Druck zu reagieren.
Holcim Schweiz als Unternehmen in einem Sektor, der für seinen hohen Ressourcenverbrauch bekannt ist, weiss um diese Herausforderungen und geht diese auch innovativ und zukunftsgerichtet an. Um einen Beitrag an eine nachhaltig gebaute Umwelt zu leisten, will Holcim bis 2050 ausschliesslich klimaneutrales und vollständig rezyklierbares Baumaterial produzieren. Holcim ist bestrebt, Baustoffkreisläufe zu schliessen, Baustoffe effizienter einzusetzen und kontinuierlich CO2-Emissionen zu reduzieren.
Die Kreislaufwirtschaft ist darauf ausgerichtet, den Material- und Energieeinsatz bei der Herstellung von Produkten und Dienstleistungen zu minimieren. Bettina Kallenbach ist überzeugt, dass die Baustoffbranche eine wichtige Rolle beim Übergang zu einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft spielt. Dabei ist die Schweizer Bauwirtschaft international führend bei der Schliessung von Stoffkreisläufen – so wird zum Beispiel Beton in der Schweiz bereits zu 85 Prozent rezykliert. Als führender Baustoffhersteller treibt Holcim das Baustoffrecycling mit einem schweizweiten Netz von Aufbereitungsanlagen voran und fördert nachhaltiges Bauen mit innovativen Lösungen. Die «Bridge to the Future» ist etwa das erste Bauwerk, das durch eine einmalige Kombination von klinkerfreiem Zement in hochfestem Beton und die Verwendung von vorgespannten Carbonlitzen maximal CO2-reduziert ist. Holcim entwickelte für dieses Projekt einen massgeschneiderten Beton, der einen klinkerfreien Zement mit dem Namen «Locarbo» enthält, der im Vergleich zu einem herkömmlichen Zement 63% weniger CO2-Emissionen aufweist.
Das Erreichen einer geschlossenen Kreislaufwirtschaft ist der Ansatzpunkt für Swiss Shrimp, schildert Rafael Waber. Seit August 2018 betreibt die SwissShrimp AG am Standort Rheinfelden (AG) die weltweit modernste Salzwasser-Kreislaufanlage mit einer Kapazität von 60 Jahrestonnen. Die Shrimps werden dreimal wöchentlich geerntet und jeweils frisch an die Gastronomie, den Detailhandel und Privatpersonen ausgeliefert. Die im Schweizer Markt erhältlichen, vergleichbaren Produkte werden mehrheitlich im Ausland (80% Asien) produziert und tiefgekühlt importiert. Die dabei zugrundeliegenden Arbeitsbedingungen, der Einsatz von Antibiotika wie auch die Folgen für die Umwelt lassen aufgrund mangelnder Transparenz und Kontrolle oftmals viele Fragen unbeantwortet. SwissShrimp folgt den Sustainable Development Goals der UNO und leistet durch deren Herangehensweise an die Shrimpzucht einen Beitrag an die Senkung der CO2-Emissionen.
Die CO2-Reduktion gegenüber herkömmlichen Import-Konkurrenzprodukten beträgt mehr als 50%. Die konzentrierten Produktionsabläufe benötigen wenig Landressourcen und erhalten so wertvolle Lebensräume. Die Bestell-, Ernte- und Verwertungsprozesse verhindern jeglichen Food Waste. Die nachhaltige Erzeugung von Shrimps in der Schweiz kann durchaus als Herausforderung betrachtet werden, dass sich jedoch auch Chancen über die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus ergeben, haben auch die Schweizer Salinen erkannt. Eine Partnerschaft mit den Schweizer Salinen ermöglicht eine nachhaltige Produktion, indem die Restwärme der Kochsalzproduktion mitgenutzt wird. Dies ermöglicht den Salinen gleichzeitig ihre eigene Nachhaltigkeit zu erhöhen, indem warmes Abwasser nicht in den Rhein geführt, sondern für die Shrimpproduktion genutzt wird.
Bild v.l: Simon Ruff (FFHS), André Oliveira (IHK & FFHS), Bettina Kallenbach (Holcim Schweiz), Rafael Waber (SwissShrimpAG)
In der abschliessenden Diskussion mit dem Publikum, welche von Simon Ruff moderiert wurde, hatten die Teilnehmer noch die Möglichkeit, sich mit der Referentin und dem Referenten auszutauschen. Ein Resümee der Veranstaltung: Nachhaltiges Wirtschaft bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen, es heisst jedoch, die Chancen zu erkennen, bestmöglich zu nutzen und somit einen Mehrwert für den Planeten, die Gesellschaft und das eigene Wirtschaften zu generieren.