Die Schweizer Armee nutzt die Expertise der FFHS
Im E-Learning-System der Schweizer Armee gibt es pro Tag im Schnitt über 12'000 Logins und jährlich sind über 1,5 Millionen Lernstunden zu verbuchen. Gerade die Corona-Pandemie hat die Wichtigkeit digitalen Lehrens und Lernens aufgezeigt. In der kontinuierlichen Optimierung ihrer Onlinelehre zählt die Armee auch auf die Unterstützung der FFHS.
Ausbildende des VBS und Berufsmilitärs in einem Kurs zum Erstellen von E-Learning-Lektionen.
(Foto: Christian Hornung)
Die Armee hat schon lange vor Corona Lerninhalte digital vermittelt. Doch wie in so vielen Lebensbereichen wirkte die Pandemie auch in der Aus- und Weiterbildung der Schweizer Armee als Digitalisierungsbooster. Praktisch über Nacht musste die Hälfte der Rekruten die ersten drei Wochen der Rekrutenschule zu Hause mittels «Distance Learning» unterrichtet werden. Dabei hat die Armee eine Unmenge an Inhalten zu managen; über 3000 interaktive Lektionen, 2500 Tests und Prüfungen, 2500 Reglemente und etliche weitere, ausbildungsrelevante Dokumente. Die Armee nutzt computergestützte Methoden zur militärischen Ausbildung der Soldaten, Weiterbildung der Kader und Mitarbeitenden oder auch zu (e-)didaktischen Schulungen der Ausbildenden schon seit über 30 Jahren.
Mit viel Erfahrung Schritt halten
Bereits 2007 hat sie ihr Learning Management System «LMS VBS» in Betrieb genommen, das von der Abteilung E-Learning-Management betreut wird. Die Abteilung, geleitet von Oberstleutnant Markus Eggli und Dipl. Ing. Christian Hornung, ist verantwortlich für die Führung und Steuerung der E-Learning-Methodik, die Ausbildung der Trainer, den Betrieb der Lernplattform und die Koordination der Lerninhalte. Um jedoch den nicht zuletzt aus der Pandemie entwachsenen Herausforderungen und eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, baut die Armee ihre Ausbildungsmethoden kontinuierlich aus und zählt dabei auf die Expertise der FFHS. «Es ist ein Ziel der Armee, durch Weiterentwicklung immer an der Spitze von Ausbildungsinstitutionen zu sein», so Christian Hornung.
Beratend zur Seite stehen
Die FFHS ist bekannt für ihr Blended-Learning-Modell, das sie seit 25 Jahren praktiziert und erfolgreich weiterentwickelt hat. Sie bietet verschiedene Dienstleistungen für externe Organisationen in diesem Bereich an. Ihre Beratungsleistungen in digitaler Lehre beansprucht seit einiger Zeit auch die Armee. Für deren E-Learning-Management hat Dr. Susanne Schulmeister, Leiterin der externen Dienstleistungen im Bereich Digital Learning bei der FFHS, zunächst Gutachten erstellt: «Da die Armee schon sehr lange und kompetent E-Learning einsetzt, bin ich für sie hauptsächlich als Beraterin tätig. Ich begutachte etwa E-Learning-Kurse und -Lektionen und gebe dann Optimierungsempfehlungen», sagt Schulmeister.
Schulmeister begleitet auch das Projekt «Erwachsenenbildung der Zukunft mit digitaler Unterstützung» des Kommandos Ausbildung, geleitet von Nico Kern, Oberstleutnant i Gst. Das Projekt wurde bereits 2019 mit dem Ziel lanciert, das Ausbildungsmodell der Lehrgänge an der Höheren Kaderausbildung der Armee (HKA) weiterzuentwickeln. Dabei wurden der Grundgedanke sowie das den Lehrgängen zugrundeliegende Konzept teilweise von der FFHS übernommen. Die HKA sah die FFHS bereits vor der Corona-Pandemie führend im Bereich E-Didaktik und Blended Learning und suchte sie aufgrund fehlender Erfahrung nach Unterstützung auf, um als moderne Ausbildungsstätte mit den Schweizer Hochschulen Schritt zu halten.
Sich an Bedürfnisse anpassen und Herausforderungen stellen
Um auch das Spannungsfeld Familie-Beruf-Militär der Lehrgangsteilnehmenden zu entschärfen, wurden die angebotenen Kurse weiterentwickelt. «Heutzutage sagen uns die Teilnehmenden, wann sie für Kurse Zeit haben, nicht umgekehrt. Dabei spielen gerade deren Lebensbereiche eine Rolle. Sie sind rund 30-jährig, üben eine wichtige Funktion im Militär aus und stehen mitten im Berufs- und Familienleben», sagt Kern. Laut seinen Angaben führte die HKA im letzten Jahr 258 Kurse mit 7406 Teilnehmenden durch, davon etwa 50 in hybrider Form – reine Onlinekurse gab es keine. Ziel sei es auch künftig nicht, reine oder möglichst viele Onlineschulungen anzubieten. Vielmehr ginge es darum, in der zur Verfügung stehenden Zeit tiefer in die Materie einzutauchen, die Zeit vor Ort noch besser zu nutzen, administrativen Aufwand zu senken und die Flexibilität zu erhöhen, die das heterogene Teilnehmerfeld fordert.
Die Kombination von Online- und Präsenzunterricht verlangt auch von Lehrpersonen eine gewisse Flexibilität und spezifische E-Learning-Kompetenzen. Hier sieht Schulmeister einen Kernbereich ihrer Beratung. Welche Kompetenzen – neben traditionellen didaktischen Skills – Ausbildende für Blended-Learning-Kurse benötigen, fasst sie so zusammen: «Digitales Know-how im Umgang mit verwendeten Technologien, Software und interaktiven Tools sowie Wissen, wie attraktive Lektionen gestaltet, sinnvoll Lernmaterialien eingesetzt und technische Probleme gelöst werden, sind grundlegend». Sie müssten aber auch in der Lage sein, in der virtuellen Umgebung effektiv zu kommunizieren und zugleich Teilnehmende individuell zu betreuen. Neu hinzugekommen seien Kenntnisse, wie Lehrende und Lernende Künstliche Intelligenz gewinnbringend einsetzen können, so Schulmeister.