«Fürs Studium wollte ich nicht aus dem Arbeitsleben aussteigen»
Judith Sartory steht ihre Frau. Nicht nur als Projektleiterin bei Swiss Property AG, wo sie Baustellen betreut und die Kosten eines Projekts verantwortet, sondern auch als einzige Studentin ihres Studienjahrgangs in Wirtschaftsingenieurwesen an der FFHS.
«Die Baubranche ist nicht gerade eine Frauenhochburg», sagt Judith Sartory.
«Wenn das Bauprojekt startet und es dreckig wird, bin ich zur Stelle», sagt Judith Sartory über ihren Job als Projektleiterin bei Swiss Property AG. Das Unternehmen realisiert nicht nur Um- und Neubauprojekte, sondern dient beispielsweise auch bei der Landanbindung und Finanzierung, betreibt Immobilienmarketing und -verkauf. Sartory ist unter anderem für die Projektkalkulation und Kostensicherheit eines Projekts, sowie für die Betreuung von Baustellen und Projektrealisierung zuständig.
«Die Baubranche ist nicht gerade eine Frauenhochburg», sagt die 32-jährige, die gebürtig aus Freiburg im Breisgau stammt. Generell gebe es wenige Frauen, die sich für technische Berufe oder auch technisch ausgerichtete Studiengänge interessieren würden. Letzteres zeige sich auch bei ihrem Studium in Wirtschaftsingenieurwesen an der FFHS. Sie ist in ihrem Studienjahrgang die einzige Frau. «Ich habe keine schlechten Erfahrungen gemacht, weil ich die einzige Frau bin und motiviere daher alle, sich heranzutrauen», so Sartory.
«Eine gute Organisation ist das A und O»
Judith Sartory hat in ihrem Beruf Einblick in viele Bereiche, sie wollte sich aber noch mehr Fachwissen aneignen und das am liebsten berufsbegleitend. Auf Empfehlung eines ehemaligen Studenten stiess sie auf das flexible Studienmodell der FFHS. «Für ein Studium wollte ich auf keinen Fall aus dem Arbeitsleben aussteigen müssen. Darum fiel meine Wahl auf die FFHS. Vor allem auch wegen des Studiengangs Wirtschaftsingenieurwesen», betont Sartory. Dieses Studium habe sie mit seinen vielfältigen Themenbereichen von den technischen bis hin zu den wirtschaftlichen restlos überzeugt.
Diese Themenvielfalt mache das Studium aber auch sehr anspruchsvoll und es brauche vor allem Flexibilität. Zeitlich sei ein berufsbegleitendes Studium eine grosse Herausforderung und man müsse bereit sein, eine hohe Leistungsbereitschaft an den Tag zu legen. «Eine gute Organisation ist deshalb das A und O. Jeder muss zudem für sich herausfinden, wann man am besten lernt», sagt Sartory. Bei ihr sei das abends nach der Arbeit. Manchmal könne es dann auch schon mal spät werden. Für gute Noten müsse sie entsprechend auch viel Zeit investieren.
Dass es an der FFHS nur einen Präsenztag jede zweite Woche gebe, komme ihr sehr entgegen, was im Gegenzug eine hohe Bereitschaft an Eigenstudium mit sich bringe. Zu Beginn des Studiums habe sie schnell realisiert, dass dieser Präsenztag nicht in erster Linie dafür da sei, um Grundlagen zu lernen, sondern Eingelesenes anzuwenden und um konkrete Fragen zu stellen, die sich während des Selbststudiums ergeben hätten. «Wer sich auf diese Präsenztage nicht gut vorbereitet, wird schnell hinterherhinken. Es braucht viel Ehrgeiz und eigene Motivation.»
Studierende organisieren Lerngruppen
Allein gelassen fühlt sich Sartory allerdings nicht. Die Dozierenden seien auch während des Selbststudiums bereit, offene Fragen zu klären. In ihrem Studienjahr haben die Studierenden zudem eine Lerngruppe organisiert. Die Gruppe trifft sich regelmässig persönlich – zum gemeinsamen Lernen oder gegenseitigem Austausch.
Judith Sartory nimmt sich bewusst ein oder zwei Tage frei um das zu tun, was ihr Spass macht. Dazu gehört das Wandern.
Sartory spielt seit ihrem achten Lebensjahr Fussball in Vereinen. Nun hat sie den Sport etwas hintenanstellen müssen, um im Studium am Ball bleiben zu können, sagt sie. Bewusste Auszeiten seien aber sehr wichtig, so Sartory: «Ich rate allen, die ein berufsbegleitendes Studium ins Auge fassen, sich auch mal ein oder zwei Tage frei zu nehmen und das zu tun, was einem Spass macht». Bei solchen Auszeiten geht Sartory gerne in die Berge zum Wandern oder sie kickt auch mal am Samstag bei einem Match auf dem Fussballplatz mit.
Sartory hat ihren Rhythmus gefunden und kann Beruf und Studium gut vereinen. Als Projektleiterin in der Baubranche gleiche kein Tag dem anderen. Es könne immer etwas Unvorhergesehenes passieren, da müsse man flexibel bleiben. Und genau diese Flexibilität sei ihr beim Studium zugutegekommen.
Auch umgekehrt kann sie erlerntes Wissen aus dem Studium umfangreich im Beruf anwenden. Etwa bei rechtlichen Themen oder auch technischen Herausforderungen. «Das Studium hat aber vor allem meine Menschenkenntnis geschärft. Ich würde meine persönliche Entwicklung während der bisherigen Studienzeit als gross bezeichnen. Dies verdanke ich in erster Linie dem Austausch mit den anderen Studierenden», fasst Sartory zusammen.
Das Ziel: eine nächste Führungsposition
Swiss Property AG hat sich hohe Ziele gesetzt. Das Unternehmen will bis 2030 kein CO2 mehr ausstossen. Nachhaltigkeit hat oberste Priorität. Es wäre also naheliegend gewesen, dass sich Sartory für Corporate Sustainability and Green Technologies als Vertiefungsrichtung entschieden hätte. Sie wählte aber die Vertiefung General Management. Dazu Sartory: «Das Thema Nachhaltigkeit ist bei meinem Beruf schon sehr präsent. Mein Ziel ist es, weitere Fachkenntnisse als Führungsperson innezuhaben, deshalb habe ich mich für General Management entschieden». Bei dieser Vertiefungsrichtung bekomme sie mit den Grundlagen wie Leadership, Businessplanung oder auch strategisches Management und Organisation genau das nötige Rüstzeug für ihre weitere berufliche Karriere.