«Qualität ist eine Haltung»
Die Qualitätssicherung an der FFHS ist ein fliessendes System aus Prozessen, Evaluationen und Verbesserungen. Bettina Mattia sorgt als Leiterin Qualitätsmanagement dafür, dass das System kontinuierlich läuft. Warum sie das Qualitätsmanagement mit einem Bergsee vergleicht und wie sie Mitarbeitende für Qualität zu begeistern versucht, erzählt sie im Interview.
Ihre Mission ist es, das Qualitätssicherungssystem bei allen Mitarbeitenden zu verankern: Bettina Mattia. (Foto: FFHS)
Bettina Mattia, seit wann sind Sie bei der FFHS und welches sind Ihre Aufgaben als Leiterin Qualitätsmanagement?
Ich bin seit August 2021 an der FFHS und bin dafür verantwortlich, dass unser Qualitätssicherungssystem (QSS) korrekt angewendet und kontinuierlich weiterentwickelt wird. Das beinhaltet regelmässige Evaluationen von Studiengängen und Prozessen, eine Aufgabe, die nicht zuletzt auch im Rahmen der institutionellen Akkreditierung und unserer gesetzlichen Verpflichtung gemäss Hochschulförderungs- und -koordinationsgesetz (HFKG) vorgegeben ist. Ich koordiniere und leite die Berichterstattung im Rahmen des QSS. Natürlich gehört dazu, dass ich regelmässig Daten und Informationen von meinen Kolleginnen und Kollegen einfordere – was im Qualitätsmanagement nicht immer die «angenehmste» Aufgabe ist. Ich bin daher sehr dankbar für das Verständnis und die Unterstützung aller, denn wir alle sind gegenüber unseren internen und externen Stakeholdern verpflichtet, qualitativ hochwertige und verlässliche Daten zu liefern.
Welche sind die grössten Herausforderungen bei Ihrer täglichen Arbeit?
Eine der grössten Herausforderungen besteht derzeit darin, unser Qualitätssicherungssystem in allen Abteilungen nachhaltig zu verankern und die kontinuierlichen Weiterentwicklungen im Arbeitsalltag der Mitarbeitenden zu integrieren. Als Beispiel: Jede Abteilung definiert Ziele und Massnahmen, die in die Strategie einfliessen. Ein präzises Monitoring dieser Massnahmen und Indikatoren ermöglicht es uns, Fortschritte zu bewerten und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Dank der wertvollen Zusammenarbeit mit unserer IT können wir die Daten effizient verwalten und relevante Erkenntnisse für die Qualitätssicherung gewinnen.
Die Qualität fängt bei jedem einzelnen Mitarbeiter an. Würden Sie dies unterschreiben?
Auf alle Fälle. Qualität ist eine Haltung. Jede und jeder ist verantwortlich für die Qualität seiner Arbeit.
Prozesse und Indikatoren sind für die meisten Mitarbeitenden nicht gerade die spannendsten Themen. Wie versuchen Sie, ihre Begeisterung zu wecken?
Indem ich von mir selbst ausgehe. Auch in meinem Leben gibt es Dinge, die mir weniger Freude machen. Bei den Mitarbeitenden versuche ich, der trockenen Materie mit Emotionen etwas Lebendigkeit zu verleihen. Zum Beispiel mit Videos, in denen die Prozessverantwortlichen ihren Prozess mit eigenen Worten erklären. Wichtig ist es auch, einen Praxisbezug herzustellen und den Mitarbeitenden zu erklären, welche Vorteile ihnen das QSS bietet. Denn es hat sehr viele Vorteile, man muss nur wissen, wie man es anwendet und es als Routine verankern. Dann macht es Freude und ist für alle ein Werkzeug, welches den Arbeitsalltag erleichtert.
Was bedeutet für Sie persönlich Qualität?
Qualität begleitet mich nicht nur beruflich, sondern ist ein Prinzip, das ich auch in meinem Privatleben lebe – vielleicht lässt sich das mit meiner Liebe zu Bergseen vergleichen. So wie ein klarer Bergsee seine Reinheit und sein natürliches Gleichgewicht durch einen stetigen Zufluss von frischem Wasser bewahrt, braucht auch das Qualitätsmanagement eine kontinuierliche Zufuhr an Daten, Engagement und Sorgfalt.
«Wichtig ist es auch, einen Praxisbezug herzustellen und den Mitarbeitenden zu erklären, welche Vorteile ihnen das QSS bietet. Denn es hat sehr viele Vorteile, man muss nur wissen, wie man es anwendet und es als Routine verankern.»
Die FFHS teilt als affiliierte Schule ihr QSS mit der Fachhochschule Südschweiz SUPSI. Wie kann man sich die Zusammenarbeit mit der SUPSI vorstellen?
Die Zusammenarbeit mit der SUPSI ist für uns äusserst positiv und bereichernd. Wir haben gemeinsam mit der SUPSI zur ersten institutionellen Akkreditierung im Jahr 2021 ein umfassendes QSS entwickelt, welches sicherstellen soll, dass alle Mitarbeitenden die gleichen Qualitätsstandards verfolgen. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit und ein hohes Mass an Engagement auf allen Ebenen und nun liegt der Fokus darauf, das QSS zu optimieren und Verbesserungen bzw. Weiterentwicklungen fest im Arbeitsalltag zu integrieren.
Wie wird den Besonderheiten der FFHS als Fernfachhochschule in dieser Zusammenarbeit Rechnung getragen?
Wir verfolgen mit unserem Blended-Learning-Modell ein Studienmodell, das sich von klassischen Hochschulen und deren Präsenzstudiengängen unterscheidet. Trotz dieser Unterschiede konnten wir unsere Qualitätsstandards erfolgreich an die Anforderungen der SUPSI anpassen. Durch die gleichen Audits und den Austausch mit denselben Experten innerhalb unseres Peer-Netzwerks haben wir es geschafft, eine hohe Qualität sicherzustellen, die mit jener von traditionellen Hochschulen konkurrieren kann. Diese Kooperation ist eine grosse Auszeichnung für uns, da sie auch zeigt, dass unsere Qualitätsstandards flexibel genug sind, um verschiedene Bildungsmodelle zu unterstützen, ohne dabei Kompromisse bei der Qualität einzugehen.
Die FFHS hat vor drei Jahren gemeinsam mit der SUPSI die institutionelle Akkreditierung erhalten, die bis 2028 gültig ist. Das heisst, im Moment ist Ihr Job eher ruhig?
Im Gegenteil. Nach der Akkreditierung ist vor der Akkreditierung. Die SUPSI wird uns bis Ende Jahr die Planung für die Arbeiten der Reakkreditierung mitteilen. Im Juni 2025 starten wir mit dem Selbstbeurteilungsbericht, der im Herbst 2026 an den Schweizerischen Akkreditierungsrat abgegeben wird. Im Jahr 2027 sind dann die Vor-Ort-Visiten durch die Gutachter geplant. Workshops mit den Fokusgruppen unter den Mitarbeitenden werden ab nächstem Jahr aufgegleist. Also aktuell habe ich eher mehr Arbeit als weniger.
Was tun Sie zur Entspannung?
Wanderungen zu Bergseen sind meine Leidenschaft. Ich bin bergseensüchtig (lacht). Selbst das kalte Wasser schreckt mich nicht ab, und ich geniesse es, im See zu schwimmen – zuletzt im Vierwaldstättersee, Mitte November bei 12 Grad Wassertemperatur. Mein Ziel ist es, das Schwimmen auch im Winter durchzuziehen. Daneben liebe ich auch das Lesen, besonders über ferne Länder und Kulturen.
Was lesen Sie aktuell?
Momentan fasziniert mich die Geschichte Vietnams. Eine Tradition, die mich besonders berührt, ist das Wasserpuppenspiel «Múa rối nước». Diese Kunstform hat sich vor etwa 1000 Jahren in den Reisfeldern des Roten Flussdeltas entwickelt, als Dorfbewohner, deren Felder oft überflutet waren, Puppenspiele direkt auf dem Wasser aufführten. In knietiefem Wasser und mit viel Kreativität erzählten die Puppenspieler Geschichten, bauten einfache Bühnen und trotzten dabei Blutsaugern und trübem Wasser. Für mich ist dieses Beispiel ein schöner Beweis dafür, wie Menschen selbst unter widrigen Umständen das Beste schaffen können – eine wertvolle Erinnerung daran, dass selbst in Herausforderungen oft eine besondere Kraft oder Schönheit liegt.