17.12.2024

«Das Masterstudium war ein wichtiges Puzzleteil meiner Karriere»

Lebenslanges Lernen – das treibt Stéphanie Labité an. Sie arbeitet beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA in Südafrika. Welche Perspektiven ihr das Masterstudium an der FFHS eröffnete, was sie den Studierenden mitgeben möchte und was sie an der afrikanischen Kultur schätzt, erzählt sie im Interview.

Stéphanie Labité, Sie haben im vergangenen Jahr ihren Abschluss an der FFHS gefeiert und den «Kaspar-von-Stockalper-Preis» für ihre Masterthesis erhalten. Was für Erinnerung haben Sie an diesen speziellen Tag?
Da ich in Südafrika lebe und arbeite, hat es mich gefreut, dass ich an der Feier persönlich teilnehmen konnte. Meine Kommilitonen live zu sehen, war etwas ganz Besonderes. Und über die Auszeichnung habe ich mich sehr gefreut – ich war überrascht.

Was zeichnete für Sie das Studium an der FFHS aus?
Das Masterstudium an der FFHS war ein wichtiges Puzzleteil meiner Karriere. Ich habe den Master in Business Administration mit der Vertiefung in Innovation und Management gewählt. Das Studium hat mir unter anderem geholfen, Innovation und alles, was damit ihr zusammenhängt, richtig zu fassen und systematisch zu analysieren. Nicht nur von den hervorragenden Dozierenden habe ich viel gelernt, sondern auch von den anderen Mitstudierenden, die alle im Berufsleben stehen und in den verschiedensten Branchen tätig sind. Dadurch konnte ich mein Netzwerk noch weiter ausbauen. Ausschlaggebend für ein Studium an der FFHS war für mich aber vor allem das flexible Studienmodell und die Möglichkeit, online zu studieren. Dies ermöglichte es mir, den Master in Benin (Westafrika) zu beginnen, ihn während meines Aufenthalts im Kosovo fortzusetzen und nun in Südafrika erfolgreich zu beenden - und das in Vereinbarkeit mit Beruf, Familie und zwei Umzügen.

Dort leiten Sie aktuell den Swiss Business Hub südliches Afrika. Wie kamen Sie zum EDA?
In meiner beruflichen Laufbahn war ich in unterschiedlichen Bereichen tätig, darunter im Bauwesen, Konsumgüter oder Dienstleistungen. Ein Schwerpunkt meiner beruflichen Erfahrung betrifft die Begleitung umfassender organisatorischer Veränderungen, wie etwa die Umstrukturierung von Vertriebsstrukturen und logistischen Prozessen. Während meiner Zeit als Präsidentin der europäischen Handelskammer in Benin hatte ich die Gelegenheit, eng mit der EU-Delegation, den Botschaftern aller Mitgliedstaaten und dem Schweizer Kooperationsbüro zusammenzuarbeiten. In dieser Funktion agierte ich als Brückenbauerin zwischen dem Privatsektor, staatlichen Stellen und der Diplomatie. Diese Erfahrungen spiegeln sich auch in meiner heutigen Rolle als Leiterin des Swiss Business Hub wider. Die Welt ist stets im Wandel, die Herausforderungen werden zunehmender, komplexer. Mit meiner Tätigkeit beim Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) habe ich die Möglichkeit, aktiv zur internationalen Positionierung der Schweiz beizutragen.

Was gehört zu Ihren aktuellen Aufgaben?
Ich bin in erster Linie für die Exportförderung für Schweizer KMU in den dynamischen afrikanischen Märkten des südlichen und östlichen Afrikas zuständig. Ich unterstütze Schweizer Unternehmen bei ihrer Expansion in Sub-Sahara-Afrika und fördere die Positionierung der Schweiz als attraktiven Wirtschaftsstandort, indem ich afrikanische Unternehmen bei ihrer Präsenz in der Schweiz berate. Des Weiteren, begleiten wir umfassende Infrastrukturprojekte, bei denen wir Schweizer Fachwissen und Finanzierungsmöglichkeiten einbringen. Innovation und Zusammenarbeit stehen bei uns im Fokus.

Sie haben in diesem Jahr auch vor Studierenden des MSc Business Administration als Alumni beim Zukunftsworkshop in Kapstadt über ihre Arbeit gesprochen?
Ja genau, ich habe über meine Tätigkeit beim EDA gesprochen, aber der Fokus lag vor allem auf dem Wissensaustausch. Unter den Studierenden waren viele spannende Personen in interessanten Positionen bei grossen Unternehmen, die verschiedene Fragen zur Marktpenetration und Expansion hatten.

Und haben Sie den Studierenden auch etwas Persönliches auf den Weg mitgegeben?
Wie gesagt, alle stehen mitten im Berufsleben und haben eine perspektivreiche Karriere vor sich. Ich hoffe aber, dass ich ein Beispiel sein kann, dass es gut ist, seine Komfortzone zu verlassen und dass der Schritt ins Ausland auch lohnend sein kann, dass es interessant ist, seine Komfortzone zu verlassen und dass der Schritt ins Ausland auch lohnend sein kann und weitere ganz neue Perspektiven eröffnen kann.

Sie waren beruflich in der Schweiz, aber überwiegend im Ausland tätig, etwa in verschiedenen afrikanischen Regionen oder im Kosovo. Wäre eine Karriere wie die Ihre auch in der Schweiz möglich gewesen?
Ich denke, einige beruflichen Schritte wären in der Schweiz nicht möglich gewesen. Vor allem die steile Lernkurve, die ich als 25-Jährige in Westafrika hatte. Dort musste ich rasch viel Verantwortung in einer für mich neuen Kultur und Arbeitswelt übernehmen, durch diese grosse Herausforderung habe ich aber auch enorm viel gelernt. Ich glaube auch, dass es für mich als berufstätige Mutter in dieser Umgebung einfacher ist, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren.

Warum?
Die Kinderbetreuung erfolgt hier ganzheitlicher – sowohl innerhalb der Familie als auch durch ausserfamiliäre Betreuung, beispielsweise mit Tagesmüttern. Die Rolle der Mutter bleibt wichtig, doch es gibt auch zahlreiche weitere Bezugspersonen für die Kinder. Zudem ist es hier völlig normal, dass Mütter ihre Karriere verfolgen. In der Schweiz hingegen ist die ausserfamiliäre Kinderbetreuung nicht nur komplizierter und teurer, sondern auch die Wahrnehmung von Müttern, die sich beruflich engagieren und eine Karriere anstreben, nicht immer positiv geprägt.

Sie unterstützen nicht nur Frauen, sondern auch Kinder in Afrika. Zuletzt haben Sie mit dem Preisgeld des «Kaspar-von-Stockalper-Preis» einen Teil der Schulgebühren von mehr als 260 Schülerinnen und Schülern in Benin übernommen.
Die Aktion wurde von der Margaretha und Pierre Stiftung, bei der ich Mitglied bin, durchgeführt. Wir haben ein besonderes Augenmerk auf die Schülerinnen gelegt, da sie stärker von Schulausschlüssen betroffen sind. Dies liegt an mehreren Faktoren, wie zum Beispiel am fehlenden Verständnis der Eltern für den langfristigen Nutzen der Schulbildung für Mädchen.