18.09.2020

28. FFHS Business Breakfast

Die Themen «Chinesische Wirtschaft» und «Business mit China» findet man fast täglich in den Zeitungen. Die enge Zusammenarbeit zwischen Chinesischen und Schweizer Firmen verspricht Innovation und technologischen Fortschritt. Im 28. Business Breakfast gaben die Referenten Auskunft über Implikationen für Schweizer Unternehmen im «Business with China».

Das Land mit seiner beinahe ungebremsten Kraft die Wirtschaft voranzutreiben und dessen Affinität zu neuen Technologien und Innovationen machen uns alle neugierig. Gleichzeitig verunsichert uns die fremde Kultur und Sprache. Nichtsdestotrotz, in 2017 stand der bilaterale Handel mit China bei 38.5 Mill. USD und machte damit China zum drittgrössten Handelspartner der Schweiz (EDA, 2018, S.3). China möchte ausserdem der Schweiz Priorität einräumen bei der Möglichkeit, in chinesische Firmen zu investieren (NZZ, 2019). Es gibt also viele und gute Gründe, sich mit dem Thema «Doing Business with China» zu befassen.

Min Wang, Gründerin und Geschäftsführerin des Unternehmens Road to China, half bereits vielen Firmen, den Weg nach China zu ebnen. Sie zeigte zum einen das Potenzial China’s für den schweizerischen Markt auf, nämlich die gestärkte Konsumkraft der chinesischen Gesellschaft und ihre Affinität zu qualitativ hochwertigen Produkten «made in Switzerland». Andererseits hob sie auch den scharfen Wettbewerb hervor und China’s Ziel, das Gütesiegel «Made in China» zu etablieren. Sie betonte die Geschwindigkeit und Entschlossenheit mit der China Ziele umsetzt und die bei einem Markteintritt unbedingt berücksichtigt werden müssen. Dazu kommen noch Aspekte wie die Berücksichtigung der hierarchischen Strukturen und das Bemühen, niemanden bloss zu stellen und zu riskieren, das Gesicht zu verlieren. Guanxi – das Netzwerk ist der Treiber des Business und ohne die richtigen Beziehungen ist ein Geschäftsbestreben kategorisch nicht realisierbar.

Der Konsumhunger China’s was Luxusgüter betrifft wurde von Andreas Boesch demonstriert: es wird erwartet, dass China bis 2025 der grösste Markt weltweit für diese Artikel werden wird. Als profunder Kenner des Asien- und Chinageschäfts zeigte er mögliche Strategien auf, wie ein Markteintritt ablaufen könnte und dass es wichtig ist, diese langfristig anzulegen und Investitionen nicht zu scheuen, wenn man den Markt richtig verstehen und kontrollieren, Beziehungen aufbauen und sich sowohl Knowhow als auch Marktpräsenz verschaffen möchte.

Was dabei jedoch nie vergessen werden sollte ist die hohe Bedeutung der Digitalisierung in China: eine gute Maschine bleibt nutzlos, wenn sie nicht mit dem Smartphone kontrolliert werden kann. Und der Unterschied zwischen on- und offline verschwimmt zusehends wobei ein Bruch den Kunden zum nächsten Wettbewerber treibt, der bereits um die Ecke wartet.

Doch wie kann eine Firma in einem volatil scheinenden Markt Fuss fassen? Dazu kommen noch die «schwarzen Schwäne» – unvorhersehbare Ereignisse die alles auf den Kopf stellen, wie das mit COVID-19 geschehen ist. Der Absatzeinbruch bei der SWATCH-Gruppe zu Beginn des Jahres und während des Lockdowns spricht Bände. Es zeigte sich, dass ein antifragiles Geschäftsmodell dem nicht nur Stand halten, sondern eventuell dadurch sogar wachsen kann.

Dr. Natascha Hebestreit, Fachbereichsleiterin Innovationsmanagement an der FFHS, zeigt die Zutaten für Antifragilität: Eine Einschätzung der Risikowahrscheinlichkeit, die Abschätzung des möglichen Schadens, Agilität und Anpassungsfähigkeit und die Berücksichtigung der Wechselwirkungen der einzelnen Akteure im Business.

Die Luftfahrtbranche wurde durch COVID-19 arg gebeutelt. Durch den Lockdown wurden die Passagierflüge auf fast null gedrosselt und bleiben immer noch sehr reduziert. Zum ersten Mal wird die Geschäftssparte Cargo zum Retter der Airlines – und der Gesellschaft, wenn man den Transport von Schutzmasken und –materialen, die Europa aus China benötigte, berücksichtigt. Allen Widrigkeiten zum Trotz betont Frau Kliemchen von Lufthansa Systems, dass laut IATA, China bis 2024 in der Luftfahrtbranche die USA, die bislang das höchste Passagiervolumen aufwiesen, ersetzen wird und somit auch weiterhin ein grosses Potenzial für die Airlines bietet (IATA).

Ist China also Chance oder Gefahr? In der dem Business Breakfast vorangehenden Abfrage schätzten ca. zwei Drittel der Gäste des China eindeutig oder eher als Chance ein.

Und trotzdem wurden Zweifel laut an der Abhängigkeit und der Notwendigkeit diese zu reduzieren. Nachträgliche Geschäftsmodelle für einen Markteintritt in das Land der Mitte oder auch ein Hinzuziehen von Alternativmärkten wie Indien könnte diese Gefahrenpunkte reduzieren. Doch der Konsens war, dass eine abgeschottete Wirtschaft und ein Ignorieren Chinas niemandem helfen würde – weder den Interessen Chinas, noch den Handelsperspektiven der schweizerischen Unternehmen.

Das nächste Business Breakfast