Coin-Investor, Cryptominer und Blockchain-Consultant
Colin Studiger ist mitten im Cryptobusiness gelandet und kennt sich mit verteilten Datenbanken, fälschungssicheren Transaktionen, kurz mit Blockchain, bestens aus. Der Absolvent des Studiengangs CAS Blockchain erklärt, warum die Technologie künftig nicht mehr wegzudenken ist und was ihn dazu bewegt hat, in diesem Gebiet Fuss zu fassen.
FFHS-Absolvent und Unternehmer Colin Studiger
Die Blockchain-Technologie wird momentan heiss diskutiert, fast gehypt – zu Recht?
Die Distributed Ledger Technologie ist derzeit (zu Recht) in aller Munde. Ich gehe davon aus, dass diese Technologie grossen Einfluss und Auswirkungen auf bestehende Prozesse wie auch auf die Art und Weise der zukünftigen Arbeit und Wirtschaft haben wird. Leider ist noch sehr viel spekulativ und die Technologie noch nicht ganz in der «realen» Wirtschaft angekommen. Die meisten Projekte verstehen sich immer noch als «Finanz-Instrumente», im Bereich DeFi werden täglich neue Projekte, Protokolle etc. mit (meist) unrealistischen Versprechen gelaunched. Viele Menschen, vor allem «Blockchain-Neulinge» haben den «get rich quick» Ansatz und verfallen so Projekten, welche hohe Erwartungen schüren, aber dann leider nicht liefern oder alles nur heisse Luft ist resp. war. Das hat auch der letzte NFT-Hype gezeigt, einige Projekte waren durchaus erfolgreich (bspw. Bored Ape Yacht Club), viele Anleger haben aber auch einfach Geld verloren, weil sie auf Betrüger und falsche Versprechungen reingefallen sind.
Wie wird sich dies in Zukunft verändern?
Sobald es die Technologie schafft, «Real World Use Cases» zu erschaffen und sich tatsächlich «sinnvoll» in unserem Alltag zu etablieren, wird die Technologie nicht mehr wegzudiskutieren sein. Ich gehe jedoch davon aus, dass diese Transformation noch mind. fünf bis zehn Jahre dauern wird.
Seit wann beschäftigen Sie sich mit Blockchain?
Ich beschäftige mich seit 2017 mit der Blockchain-Technologie. Wie die meisten habe ich am Anfang einfach einmal «random» Coins gekauft und gehofft, dass diese eines Tages viel mehr wert haben als zum Einkaufszeitpunkt. Je länger und intensiver ich mich jedoch mit der Technologie beschäftigt habe, umso tiefer fiel ich ins «Rabbit-Hole» und wurde vom «Investor» zum «Technologie-Interessierten». Im 2018 habe ich mir dann einige Occasion-Miner gekauft und Hobby-mässig zu Hause im Keller mit den Geräten interagiert und mich in die Mining-Thematik eingelesen. Im 2019 habe ich dann gemeinsam mit meinem Bruder und zwei Freunden ein Mining-Unternehmen gegründet, mit welchem wir mittlerweile im Blockchain-Consulting Bereich tätig sind.
«Wie die meisten habe ich am Anfang einfach einmal «random» Coins gekauft»
Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Vorteile der Technologie?
Dezentralität, Unabhängigkeit und Transparenz.
Was hat Sie dazu bewogen, das CAS Blockchain an der FFHS zu besuchen?
Zwischen 2020 und 2021 entwickelte die Berner Kantonalbank (BEKB) mit Unterstützung der Hypothekarbank Lenzburg und der daura AG eine technologische Infrastruktur für die Emission, den Handel und die Verwahrung von digitalen Vermögenswerten (tokenisierte Aktien). Mit dem Einsatz der Blockchain-Technologie wurde die Abwicklung von Wertpapiertransaktionen wirksamer gestaltet. Ich durfte im Rahmen dieses Projekts seitens der Berner Kantonalbank den «Tech Lead Blockchain» übernehmen, zeitgleich stiess ich auf das CAS Blockchain der FFHS. Dies war aus meiner Sicht zeitlich ein guter «Match» und so beschloss ich, im Rahmen resp. zeitgleich zu diesem Projekt sogleich noch das CAS Blockchain zu besuchen.
Hat Ihnen das CAS zu einem Karriereschub verholfen?
Ich konnte einige Erfahrung mitnehmen und diese im Arbeitsalltag einsetzen. Nach dem CAS Blockchain habe ich den Weg in die Selbstständigkeit gewagt.
Ein Blick in die Zukunft: Welche Anwendungsbereiche wird die Blockchain als nächstes transformieren?
Wir befinden uns derzeit in der Transformation der Finanz-Welt. Immer mehr Banken und Finanzdienstleister steigen auf den Blockchain-Zug auf. Mit dem NFT und Tokenisierungs-Hype kommen nun neue Sektoren (Kunst, Immobilien, Marken-Industrie, Gaming, Musik etc.) dazu, die ganzen «Besitz-Rechte» werden langsam, aber sicher auch transformiert. Mit Web3.0 wird eine neue Internet-Ära ins Rollen gebracht. Zusätzlich sehen wir immer weitere Entwicklungen im Bereich Supply-Chain-Management.
«Mit Web3.0 wird eine neue Internet-Ära ins Rollen gebracht»
Persönlich begleiten wir derzeit ein Projekt, bei welchem wir die DLT-Technologie nutzen, um die Integrität der Daten sicherzustellen resp. einen transparenten Audit-Trail aufzuzeigen. Im Bereich der Data-Governance sehe ich die DLT-Technologie als auch Peer2Peer-Storage-Netzwerke (wie z.B. IPFS oder Swarm) zukünftig als wichtiges «Backbone».
Wort-Erklärungen
Cryptomining: Das Generieren von Cryptowährung durch die Aufzeichnung, Verifizierung und Verbuchung von Transaktionen.
Distributed Ledger Technologie: Dezentrale Datenbank, die jedem Teilnehmer eines gemeinsamen Netzwerks erlaubt, Daten zu lesen oder hinzuzufügen.
DeFi (Decentralized Finance): Dezentrales Ökosystem, das auf Blockchain basiert und Finanzdienstleistungen verschiedenster Art anbietet.
Peer2Peer: Netzwerke, die miteinander verknüpft sind und die gleichen Rechte besitzen.
Web3.0: Vision eines neuen intelligenteren und dezentralen Online-Ökosystems basierend auf Blockchain