25.10.2018

19. Business Breakfast: Roboter als Chance für KMU?

Beim 19. FFHS-Business Breakfast thematisierte die FFHS gemeinsam mit ihren Gästen und Referenten von WeRobotics sowie der Gimelli Engineering AG, Chancen und Risiken von Robotik-Einsätzen bei KMU. Fazit: es stehen dabei nicht nur die Automatisierung einzelner Arbeitsschritte oder Fliessbandarbeiten im Vordergrund, sondern vielmehr das Potenzial der dadurch entstehenden, neuen Arbeitstätigkeiten. Der Mensch spielt aber weiterhin eine eminente Rolle und trägt neben Hard- und Software massgeblich zum Unternehmenserfolg bei.

Die vierte industrielle Revolution verlangt neue Kompetenzen

Simone Häberli, Dozentin im MAS Industrie 4.0 an der FFHS, beleuchtete zu Beginn die vierte industrielle Revolution, welche durch die Digitalisierung einen weitreichenden Bereich unseres Alltags prägt. Denn, die Veränderung kurbelt den Bedarf an Arbeitskräften mit neuen Fachkompetenzen an und schafft durch die Nutzung digitaler Medien neue Arbeitsbedingungen. Mehrere Studien belegen, dass seit die Digitalisierung Fuss fasste, mehr neue Berufe geschaffen, als dass sie abgebaut wurden. Die Digitalisierung erlaubt es schliesslich Unternehmen, Arbeitsstellen in die Schweiz zurückzubringen.

Zu den dafür gefragten Kompetenzen gehört die IT-Affinität, analytische Fähigkeiten, das Verständnis für Daten sowie Soft Skills in der Führung von Mitarbeitenden aber auch die Kundenorientierung, um Geschäftsmodelle erfolgreich auf den Markt zu bringen.

Das Potential der Robotik

Jürg Germann, Head of Engineering für WeRobotics erläuterte mit Hilfe von Trend-Themen wie Flying-Robots (Drohnen) das Anwendungspotential der Robotik in Not-for-Profit-Bereichen. Während früher Roboter rein zur Arbeitserleichterung eingesetzt wurden, primär gefährliche oder repetitive Jobs erledigten und einen definierten Einsatz hatten, ist das Nutzungspotenzial heute stark erweitert. Das hängt u.a. auch damit zusammen, dass Roboter nun adaptiv, teils sogar «natürlich, intelligent und kollaborativ» sind, für jedermann bedienbar und – wichtig für KMU – finanzierbar geworden sind, teilt Germann mit.

Am Beispiel von WeRobotics wird mit Hilfe von Drohnen die Mücken-Plage in Brasilien bekämpft. Diese Vorgehensweise ist schneller, günstiger und sicherer. Drohnen haben seiner Meinung nach nicht nur ein grosses Potential für logistische Einsätze, sondern nehmen auch Schutz- und Sicherheitsfunktionen wahr. Schaut man sich die Entwicklung der Schweizer Firmen an, die in der Drohnenwelt aktiv sind, entsteht die Vermutung, dass die Möglichkeiten noch nicht ausgeschöpft sind: Innerhalb von fünf Jahren etablierten sich 80 Firmen auf diesem Markt, Tendenz steigend. Die Zukunft von WeRobotics sieht Germann in der medizinischen Apotheke.

Michel Perret, Geschäftsführer von Gimelli Engineering AG teilt die Meinung von Herr Germann und bestätigt am Beispiel des neuartigen Robotik-Konzepts «Panda» die praktische Anwendung von Robotik im KMU-Umfeld. Panda ist die Abbildung eines menschlichen Arms inklusive dessen einzigartigen Tastsinns und kann dank Sensoren, Komponenten wie Greifern und der Software-Unterstützung variabel eingesetzt und leicht bedient werden. Der Roboterarm finden für verschiedene Kundenlösungen, beispielsweise Verpackungsarbeiten, Anwendung. Erstaunlicherweise ist Panda um Einiges langsamer als der Mensch, was u.a. auch mit Sicherheitsaspekten zu tun hat. Doch sein Einsatz 24/7 gleicht das aus und rechtfertigt die Investition, die bei ca. CHF 50‘000 angesiedelt ist. Obwohl Perret präzisiert, dass auch in der Industrie 4.0 der Mensch eine zentrale Rolle spielt, sollte jedes Unternehmen sich darüber im Klaren sein, dass ein Roboter schlussendlich immer einen Menschen ersetzten wird, was eine humansensible Einführung unabdingbar macht.

Die Frage der Robotiksteuer löste im Nachgang eine angeregte Diskussion unter den Anwesenden aus. Doch ob diese nun die Würde des Menschen und dessen Rolle in der Gesellschaft manifestieren würden, es sich dabei um eine reine Angstreaktion handelt oder eine Möglichkeit darstellen könnte, unsere zukünftige Welt zu finanzieren sind Aspekte, mit denen man sich unbedingt auseinandersetzen sollte.

Alles in allem wurde am Business Breakfast deutlich, dass trotz Robotik, Digitalisierung und Automatisierung von Abläufen der Mensch Erfolgsfaktor Nummer eins bleibt. Sei es aufgrund der fachlichen Kompetenzen und/oder der zu erarbeitenden Kundenlösung. Fakt ist, dass die Robotik unterstützt, Arbeitstätigkeiten umschichtet und nun verstärkt auch in KMUs zum Einsatz kommen wird.