«Nicht locker lassen, es lohnt sich»
Armin Walpen ist der neue Präsident der FFHS. Im Gespräch erklärt er, welche neuen Sichtweisen die FFHS braucht und was er sich vom Standortkanton Wallis wünscht.
Der neue Stiftungsratspräsident der FFHS, Armin Walpen, gibt seine Perspektive zu unterschiedlichen Themen preis.
Herr Walpen, im Sommer haben Sie Hans Widmer als Präsident der FFHS abgelöst. Was werden Sie anders machen als Ihr Vorgänger?
Ich bin natürlich nicht der Bildungspolitiker, der er war. Ich hatte immer mit Medien und Management zu tun und bringe eine eher betriebswirtschaftliche Perspektive ein.
In der neuen Zusammensetzung zeigt sich der achtköpfige FFHS-Stiftungsrat jünger und weiblicher. Welche Sichtweisen bringen die drei Frauen mit?
Sie bringen erstmal vom Fachlichen her andere Perspektiven mit. Alice Kalbermatter, CFO der Matterhorn Gotthard Bahn, hat ein umfassendes Wissen im Finanzbereich. Dann haben wir mit Dr. Theresa Mandl eine international ausgerichtete Unternehmerin, die digital affin und stark im Bereich Innovation ist. Und schliesslich Dr. Germaine Seewer, die es als Frau sehr weit in der Armee gebracht hat und dort zuständig für die Ausbildung ist. Sie versteht sehr viel von Prozessen und von Bildung.
Haben Sie eine besondere Erwartung an den weiblichen Führungsstil?
Es braucht mehr Frauen in den Führungsgremien, alles andere bildet nicht unsere Gesellschaft ab. Aber spezifische Erwartungen ans Weibliche habe ich nicht; das Fachliche hat für mich einen höheren Stellenwert. Natürlich gehen Frauen die Dinge manchmal etwas anders an oder haben andere Betrachtungsweisen. Aber schlussendlich geht es um Entscheidungen, die in der Regel geschlechtsunabhängig, richtig oder falsch sind. In der Art, wie ein Unternehmen zu führen ist, nähern sich Frauen und Männer zunehmend an und das ist gut so.
Als ehemaliger SRG-Generaldirektor haben Sie das Aufkommen der Digitalisierung miterlebt. Welche Erinnerung haben Sie an diese Zeit?
Als ich 1996 zum Generaldirektor gewählt wurde, war mir klar, dass das Internet eine sehr grosse Veränderung mit sich bringt. Nicht nur in Bezug auf die Technologien, sondern vor allem auch, was Inhalte und Formate anbelangt. Ich habe dies früh in der Geschäftsleitung thematisiert. Ich erinnere mich, dass der damalige TV-Direktor Peter Schellenberg meinte: «Hör doch auf Armin, das ist nur Schrott». So kann man sich täuschen.
Sie haben sich nicht beirren lassen...
Nein, im Gegenteil. Auf einmal nahm alles mit einer unwahrscheinlichen Geschwindigkeit Fahrt auf. Wir mussten uns in der SRG neu ausrichten und aufstellen. Gemeinsam mit dem heutigen Generaldirektor Gilles Marchand – er war damals noch Direktor der Television Suisse Romande – trieben wir die Konvergenz auch gegen interne und externe, insbesondere politische Widerstände voran. Das hiess u.a., organisatorisch zusammenfassen, der gleiche Journalist macht alles, vereinfacht gesagt. Ich sagte meinen Leuten immer, ich muss nicht im Detail verstehen, wie es technisch funktioniert, aber ich muss wissen, was man damit machen kann. Die Bits und Bytes waren mir eher egal.
Wie digital sind Sie persönlich heute unterwegs?
Ich habe ein Smartphone, mache E-Banking, das was alle so machen. Aber ich bin nicht der grosse Kenner. Ich muss ständig einen meiner Söhne anrufen, wenn ich auf technische Probleme stosse.
Auch in den Schulen ist die Digitalisierung mittlerweile angekommen. Die FFHS hat mit ihrem Schwerpunkt ELearning in den letzten Jahren folglich alles richtig gemacht?
Im Grossen und Ganzen sicher. Aber man darf nicht vergessen, dass vor allem durch die Pandemie die anderen Bildungsinstitutionen gezwungenermassen auf das Digitale ausweichen mussten. Möglicherweise hat das unseren Abstand etwas verringert. Wir müssen uns sowohl von den Methoden als auch den Inhalten weiterentwickeln. «Never change a winning team» ist der Anfang vom Ende!
Wie konkret sollte sich die FFHS weiterentwickeln?
Inhaltlich sollten wir vermehrt aktuelle Themen in der Informatik und der Wirtschaft aufgreifen, zum Beispiel ESG-Standards oder Cybersecurity. Methodisch geht es um die Weiterentwicklung in Richtung individualisiertes Lernen. Wir müssen noch mehr auf die individuellen Bedürfnisse der Einzelnen eingehen.
2021 war für die FFHS mit dem Bezug zwei neuer Standorte in Zürich und in Brig ein wichtiges Jahr. Welche Perspektiven eröffnet der Gleisarena Campus für die FFHS?
Wir sind endlich da, wo der Markt ist. Die markante Präsenz in der Stadt Zürich ist ein starkes Zeichen. Das wird uns einen zusätzlichen Drive geben.
Und wie wichtig bleibt der Hauptsitz in Brig?
Wir haben hier einen tollen Hauptsitz gebaut, ohne Frage. Von 154 Mitarbeitenden sind 101 in Brig. Aber das Problem der FFHS ist, dass wir als einzige Fachhochschule der Schweiz keine Betriebsbeiträge vom Standortkanton erhalten. Wir können die Schule nicht auf ewige Zeiten ohne jegliche Betriebsbeiträge des Kantons Wallis aufrechterhalten. Ich rechne jedoch fest damit, dass die Politik das einsieht, und dass wir bald als Walliser Fachhochschule unterstützungswürdig sind. Der Hauptsitz Brig ist für mich gesetzt − der Kanton muss das aber auch honorieren. Von guter Luft und schönen Bergen allein können wir nicht leben.
Apropos Berge, Sie sind Walliser und wohnhaft in Zürich. Wofür schlägt ihr Herz?
Nichts gegen die Zürcher, Zürich ist eine dynamische Stadt. Aber emotional bleibe ich dem Wallis verbunden. Ich bin grösstenteils im Oberwallis aufgewachsen, es ist meine Heimat. Auch wenn ich seit 1969 nicht mehr hier wohnhaft bin, habe ich mein Walliser-Sein und den Walliser Dialekt nie abgelegt.
Zum Schluss, was möchten Sie unseren Studierenden mitteilen?
Durchhalten. Nicht locker lassen, es lohnt sich.