Informatikstudium in China: Ein interkulturelles Abenteuer
Ein Auslandssemester in China ist auf den ersten Blick eine ungewöhnliche Wahl. Doch Remo von Gunten hat genau diese Entscheidung getroffen und dabei nicht nur neue Perspektiven gewonnen, sondern sich auch intensiv mit der chinesischen Sprache und Kultur auseinandergesetzt. Im Interview erzählt er, wie er sich zurechtgefunden hat und welche faszinierenden Unterschiede ihm besonders aufgefallen sind.
An welcher Uni hast du genau studiert?
Ich habe an der Xi'an Jiaotong-Liverpool University (XJTLU) in Suzhou, China studiert. Die Universität ist eine Kooperation zwischen der Xi'an Jiaotong University und der University of Liverpool und bietet ein internationales Umfeld mit einer modernen Infrastruktur.
Wie kamst du darauf, gerade dort ein Auslandssemester zu machen?
Während eines Urlaubs in China hat mich besonders die beeindruckende Infrastruktur der Grossstädte und die vielfältige chinesische Kultur fasziniert. Zudem ist China führend im Bereich Künstliche Intelligenz, speziell in Machine und Deep Learning. Diese fortschrittliche Ausrichtung passt ideal zu meinem Informatikstudium an der FFHS, da ich so mein Fachwissen gezielt erweitern kann.
Was war dein erster Eindruck von China?
Als ich in China ankam, war alles sehr positiv. Ich habe mich dank praktischer Apps wie Alipay, WeChat und MeiTuan schnell zurechtgefunden. Die Infrastruktur ist modern und beeindruckend, gleichzeitig gibt es auch viel traditionelle Kultur zu entdecken. Die Gastfreundschaft der Menschen und die Vielfalt an Eindrücken haben mich sofort fasziniert.
Das Studium war auf Englisch, nehme ich an?
Ja, das Studium lief komplett auf Englisch. Allerdings haben sich viele Gespräche ausserhalb der Vorlesungen auf Chinesisch abgewickelt, da alle meine Mitstudierenden aus China stammten.
Wie kamst du mit der chinesischen Sprache zurecht?
Ich habe vor meinem Auslandssemester ein paar Chinesischstunden genommen und mir einen kleinen Wortschatz zugelegt. Als ich dann in China ankam, wurde mir schnell klar, dass mir das kaum half, weil die Leute extrem schnell und umgangssprachlich reden. Während meines Aufenthalts habe ich neben dem Studium noch zusätzliche Chinesischlektionen besucht. Gegen Ende konnte ich einfache Gespräche ganz gut führen und kam auch im Alltag zurecht. Für komplexere Unterhaltungen hat es allerdings nicht gereicht, die Sprache ist einfach richtig schwer und erfordert echt viel Zeit und Übung.

Remo studierte an der Xi’an Jiaotong-Liverpool University in Suzhou. Es ist eine chinesisch-britische Universität mit einem internationalen Umfeld. Die Unterrichtssprache ist Englisch. (Foto: ZVG)

Führerschein auf Chinesisch. (Foto: ZVG)

Kulinarische Vielfalt: Eindrücke vom Nachtmarkt in der Stadt Suzhou. (Foto: ZVG)

Sonnenuntergang mit Blick auf das Suzhou Center (rechts), die grösste Shopping Mall der Stadt mit über 300'000 Quadratmetern Fläche. (Foto: ZVG)

Zug fährt mitten durch Wohnblock in der Millionenstadt Chongqing. Die Metro hält dort am Bahnhof Liziba. (Foto: ZVG)

Der Grosse Buddha von Leshan ragt 71 Meter in die Höhe und ist ein Meisterwerk antiker Ingenieurs- und Kunstfertigkeit. Der Bau begann im 8. Jahrhundert. (Foto: ZVG)

Die Panda-Forschungsstation in Chengdu. (Foto: ZVG)
Was waren die grössten Unterschiede im Studium? Und kulturell?
Der grösste Unterschied war, dass an der XJTLU noch klassische Vorlesungen stattfanden und der interaktive Unterricht, wie ich ihn aus der Schweiz kenne, fehlte. Die Module waren sehr theoretisch und spezifisch, was die Sache auch persönlich herausfordernder gemacht hat – besonders mit der zusätzlichen Sprachbarriere. Trotzdem fand ich den Unterricht und die Projekte echt interessant und konnte in diesem Bereich viel dazulernen. Kulturell fällt auf, dass in China vieles direkter und straffer organisiert ist, während in der Schweiz oft mehr Raum für Diskussion und Mitbestimmung ist. Zudem habe ich bemerkt, dass viele meiner Mitstudierenden unglaublich fleissig sind und ständig nach exzellenten Leistungen streben. Diese Unterschiede haben mir viele neue Einblicke gegeben.
Was nimmst du persönlich mit aus dieser Erfahrung?
Aus dieser Zeit ziehe ich vor allem die neuen Eindrücke und Lebensansichten mit, die ich sammeln konnte. Ich habe sowohl lokale als auch internationale Freunde gewonnen und durch den kulturellen Austausch ein neues Weltbild kennengelernt, das meine Sicht auf das Leben verändert hat.
Worauf freust du dich am meisten, wenn du in die Schweiz zurückkehrst?
Ich freue mich riesig darauf, wieder in der Schweiz zu sein, meine Familie und Freunde zu treffen und den gewohnten Alltag zu geniessen.