Ausbruch aus dem digitalen Gefängnis als Lernereignis
Digital Escape Rooms sind mehr als Unterhaltung. Sie stehen für eine neue Art des spielerischen Lernens. Aber was sind Digital Escape Rooms eigentlich und wie lassen sie sich nutzen?
So sieht ein digitaler Escape Room aus: Nur wer die Forschung Albert Einsteins und vier anderer Wissenschaftler kennt, kann aus dem chinesischen Zimmer entkommen. Screenshot: Mozilla-Hubs Escape Room «Chinesisches Zimmer»
Sich gefangen setzen zu lassen, ist mit dem Aufkommen von Escape Rooms zu einer beliebten Freizeitbeschäftigung mutiert. Ihr Reiz ist, worin sich die Viererbande der Daltons in der Comicreihe Lucky Luke übt – und letztlich grandios scheitert: der Ausbruch. Oder im Falle der Escape Rooms passender: die Befreiung.
Bei einem klassischen Escape Room muss eine Gruppe von Spielerinnen und Spielern innerhalb einer bestimmten Zeit thematische Herausforderungen in Form von Rätseln lösen, um sich aus der Gefangenschaft eines Raumes zu befreien. Dieses reizvolle Spiel lässt sich auch in die digitale Welt übertragen. Im digitalen Escape Room sind die Beteiligten einfach nicht physisch eingesperrt. Sie müssen darum in einer virtuellen Umgebung Rätsel lösen. Solche Spiele lassen sich bestens als Lernumgebungen nutzen.
Abenteuer machen Lernen spannend
Mit auf Lernstoff adaptierten Rätseln eignen sie sich beispielsweise zur Einführung neuer Themen und zur Überprüfung oder zur praktischen Anwendung von Wissen und Kompetenzen. Digital Escape Rooms tragen dazu bei, das Lernen spannender und attraktiver zu gestalten, indem sie es zu einem spielerischen und aktiven Lernabenteuer machen. Sie fördern kritisches Denken, Problemlösungsfähigkeiten und kooperatives Lernen im Team.
Spielen und selber kreieren
Digital Escape Rooms können auf zwei Arten zum Lernen eingesetzt werden: zum einen durch das Spielen und zum anderen durch das Erstellen eines solchen. Im ersten Fall wird das Wissen spielerisch erarbeitet und anschliessend reflektiert. Im zweiten Fall erstellen Lernende selber solche mit Rätseln gesicherte Räume, wodurch eine motivierende thematische Auseinandersetzung mit dem Lernthema erreicht wird. Mehrere Lerngruppen können dabei unterschiedliche Räume erstellen, die dann wiederum gegenseitig gespielt werden können.
Kreativität kennt keine Grenzen
Um einen eigenen digitalen Escape Room für Lernzwecke zu erstellen, muss ein digitaler Raum «erstellt» werden. Dieser wird dann mit thematischen Rätseln gefüllt. Die Grundidee ist, dass jedes gelöste Rätsel einen Teil des Codes liefert, der für die erfolgreiche Flucht aus dem Raum benötigt wird. Ausserdem ist es wichtig, nicht nur die Rätsel zu entwickeln, sondern auch ein Hilfesystem, das Unterstützung beim Lösen bietet, falls sich das Rätsel für die Gruppe als zu schwierig erweist. Zu guter Letzt braucht es eine Story. Eine gut durchdachte Geschichte motiviert, gibt dem Lernabenteuer einen Sinn und erklärt, warum man innerhalb einer bestimmten Zeit entkommen muss.
Kostenlose Baukästen und Instrumente
Jede und jeder kann Digital Escape Rooms erstellen – zum Beispiel mit der kostenlosen browserbasierten Version Mozilla-Hubs. Diese bietet vorgefertigte dreidimensionale Räume zu verschiedenen Themen, die mit Inhalten wie Websites, 3D-Modellen, Bildern, Dokumenten und vielem mehr ausgestattet werden können. Personen können über einen Weblink eingeladen werden und als Avatare im Raum teilnehmen. Für die Erstellung eigener Rätsel eignet sich das kostenlose Tool LearningApps, das verschiedene Rätseltypen zur eigenen multimedialen Aufbereitung anbietet. Diese können in Mozilla-Hubs eingebunden werden.
(Erstpublikation: Bildung Schweiz Nr. 11, November 2023)