15.08.2024

«Die Gesundheitsförderung zielt darauf ab, die Gesundheit zu stärken und zu erhalten»

Die Weiterbildungen in Gesundheitsförderung an der FFHS sind hauptsächlich auf dem Salutogenese-Prinzip aufgebaut. Wie das Prinzip funktioniert und wie man Kindern das Thema Gesundheit näherbringt, erklärt Dr. Rosmarie Clara, Studiengangsleiterin MAS Gesundheitsförderung.

Wer sich für Gesundheitsförderung interessiert, kommt an dem Begriff Salutogenese nicht vorbei?
In der Tat. Die Salutogenese, geprägt von dem Medizinsoziologen Aaron Antonovsky, untersucht die Ursprünge von Gesundheit und wie Menschen trotz Stressoren und Belastungen gesund bleiben oder sogar wachsen können. Statt sich nur auf die Behandlung von Krankheiten zu konzentrieren, zielt die Gesundheitsförderung darauf ab, die Gesundheit zu stärken und zu erhalten, indem sie positive Ressourcen und Faktoren fördert. Unsere Weiterbildungen an der FFHS sind hauptsächlich auf dem Salutogenese-Prinzip aufgebaut. Natürlich spielen auch Prinzipien der Prävention eine Rolle.

Das Thema Gesundheit ist omnipräsent in unserer Gesellschaft. Man kommt nicht umhin sich zu fragen, ob es heute vielen nur noch um Optimierung geht?
Es ist wichtig, eine optimale und gesunde Gesellschaft anzustreben, in der viele gesunde Individuen ein langes und erfülltes Leben führen können. Die Optimierung der Lebensbereiche wie Bewegung, Ernährung und psychische Gesundheit ist dafür unerlässlich. Während der Trend zur Optimierung in verschiedenen Formen wie gesunder Ernährung und Technologie zur Gesundheitsüberwachung besteht, müssen wir kritisch hinterfragen, ob er positive oder negative Auswirkungen hat. Es ist entscheidend, ein ausgewogenes Verständnis von Gesundheit zu fördern, das nicht nur auf äusseren Erscheinungen basiert, sondern auch auf innerer Stärke und psychischem Wohlbefinden. Letztendlich sollte das Streben nach Gesundheit darauf abzielen, ein erfülltes und glückliches Leben zu führen, ohne einem unrealistischen Idealbild hinterherzujagen.

Wie bringt man Kindern das Thema Gesundheit näher?
Eltern, die selbst einen gesunden Lebensstil pflegen, zeigen ihren Kindern durch ihr eigenes Verhalten, wie wichtig Gesundheit ist. Dies kann das Kind dazu ermutigen, ähnliche gesunde Gewohnheiten zu entwickeln. Auch spielerische Aktivitäten, wie gemeinsames Kochen gesunder Mahlzeiten oder Familienausflüge in die Natur, können dazu beitragen, das Bewusstsein für Gesundheit zu stärken und positive Assoziationen damit zu schaffen.

Haben alle Menschen die gleichen Möglichkeiten gesund zu leben?
Nein, nicht alle Menschen haben die gleiche Chance, gesund zu sein, da Faktoren wie sozioökonomischer Status, Umweltbedingungen, soziales Umfeld und genetische Veranlagungen die Gesundheit beeinflussen. Gesundheitsförderung verbessert die Chancen auf Gesundheit durch Bildung, präventive Maßnahmen und bessere Lebensbedingungen. Die Gesundheitspsychologie unterstützt dies, indem sie Verhaltensänderungen fördert, Stressbewältigungsstrategien entwickelt und das psychische Wohlbefinden stärkt. Zusammen tragen diese Massnahmen dazu bei, gesundheitliche Ungleichheiten zu verringern und die Gesundheit zu stärken. Im CAS Gesundheitspsychologie werden diese Aspekte praxisorientiert von unseren Experten vermittelt.

«Eltern, die selbst einen gesunden Lebensstil pflegen, zeigen ihren Kindern durch ihr eigenes Verhalten, wie wichtig Gesundheit ist. Dies kann das Kind dazu ermutigen, ähnliche gesunde Gewohnheiten zu entwickeln. »

Tun Schweizer Arbeitgebende genug für die Gesundheitsförderung ihrer Mitarbeitenden?
Generell besteht in der Schweiz ein Bewusstsein für die Bedeutung der Gesundheit am Arbeitsplatz und viele Unternehmen haben bereits Programme zur Gesundheitsförderung eingeführt. Schliesslich sind die Mitarbeitenden die wichtigste Ressource für ein Unternehmen. Dennoch gibt es in vielen Unternehmen noch Potenzial zur Stärkung der Mitarbeitergesundheit.  Ansätze dazu werden von unseren praxisorientierten Dozierenden im CAS Betriebliche Gesundheitsförderung näher erläutert.

Was können Arbeitgebende konkret die Gesundheit in ihrem Unternehmen fördern?
Die Implementierung eines betrieblichen Gesundheitsmanagementsystems (BGM) kann dazu beitragen, die Gesundheitsförderung im Betrieb strukturiert anzugehen. Unternehmen können Programme zur Gesundheitsförderung einführen, die verschiedene Aspekte der Gesundheit abdecken, wie z.B. körperliche Fitness, Ernährung, Stressmanagement. Die aktive Beteiligung der Mitarbeitenden an der Gestaltung und Umsetzung von Gesundheitsförderungsmassnahmen ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Dabei können die Mitarbeitenden durch die Möglichkeit zur Rückmeldung, das Einbringen von Ideen und die Sicherstellung, dass Programme ihren Bedürfnissen und Interessen entsprechen, einbezogen werden.

Für wen eignen sich die Weiterbildungen im Bereich Gesundheitsförderung?
Diese Weiterbildungsangebote sind für alle Fach- und Führungskräfte im Gesundheitswesen sowie für Interessierte ausserhalb des Gesundheitssektors geeignet. Unser Angebot umfasst verschiedene Programme, darunter CAS (Certificate of Advanced Studies), die innerhalb eines halben Jahres abgeschlossen werden können, sowie DAS- und MAS-Weiterbildungen, die sich über einen Zeitraum von eineinhalb bis drei Jahren erstrecken. Die Themenbereiche reichen von allgemeinen Grundsätzen der Gesundheitsförderung über betriebliche Gesundheitsförderung bis hin zu Gesundheitspsychologie. Darüber hinaus bieten wir Weiterbildungen zu Themen wie Bewegung im Alltag, Ernährung und Altern an. Unser Angebot richtet sich somit an ein breites Spektrum von Interessierten im Bereich der Gesundheitsförderung.

Projektmanagement oder auch Kommunikation gehören zu den behandelten Themen. Warum braucht es auch diese Qualifikationen?
Projektmanagement und Kommunikation sind in der Gesundheitsförderung entscheidend, um Ressourcen effektiv zu nutzen, Zeitpläne einzuhalten, Teams zu koordinieren, Stakeholder einzubeziehen und die Öffentlichkeit zu informieren. Durch diese Praktiken können Gesundheitsförderungsziele effizient erreicht und das Wohlbefinden der Bevölkerung verbessert werden.

Nach Abschluss der Pflichtmodule gibt es verschiedene CAS zur Auswahl. Hängt die Wahl der Studierenden hier schon von den Berufsfeldern ab, in denen sie später tätig sein wollen?Nach Abschluss der Pflichtmodule im Master of Advanced Studies (MAS) in Gesundheitsförderung stehen den Studierenden zusätzliche Wahl-CAS zur Verfügung. Die Wahl-CAS ermöglichen es den Studierenden, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in spezifischen Bereichen der Gesundheitsförderung zu vertiefen, die für ihre beruflichen Ziele relevant sind. Zu den Wahl-CAS gehören Themen wie Bewegung, Ernährung, Altern, Projekt- und Change-Management sowie Diversity. Ausserdem haben die Studierenden die Möglichkeit, CAS, die nicht von unserer Institution angeboten werden, aber dennoch für die Gesundheitsförderung relevant sind, im Rahmen des MAS anrechnen zu lassen. Diese Flexibilität gewährleistet, dass der MAS Gesundheitsförderung den vielfältigen Bedürfnissen und Interessen der Studierenden gerecht wird und sie auf eine breite Palette von beruflichen Herausforderungen vorbereitet.

Welche beruflichen Möglichkeiten haben die Absolvierenden?
Sie haben definitiv vielfältige berufliche Perspektiven in den verschiedensten Bereichen. Sie können in der Betrieblichen Gesundheitsförderung von Unternehmen arbeiten, wo sie Programme zur Förderung der Mitarbeitergesundheit entwickeln und umsetzen oder in öffentlichen Verwaltungen als Gesundheitsberater tätig sein und Programme zur Förderung der Gesundheit in der Bevölkerung konzipieren. Beratende Tätigkeiten können auch in Versicherungsunternehmen ausgeübt werden.